- Anfallsmanagement bei Hunden - hier bei einem schwer zu behandelnden Tier
- Anamnese & Signalement
- 📎 Signalement vs. Anamnese – der Unterschied
- Klinische Untersuchung
- Diagnostik
- Diagnose
- Behandlung & Management
- 🐶 Und was ist mit schwer behandelbaren („fraktious“) Hunden?
- 🌿 Ergänzende & alternative Therapieansätze
- 🔁 Kombinationsbehandlung
- 🐾 Welche Therapie ist die richtige?
- Verlauf
- Diskussion
- Behandlungsoptionen
- Behandlung auf einen Blick
- Umgang mit schwer zu behandelnden Patienten
- Prognose & Ergebnis
- Zentrale Erkenntnisse
- Häufig gestellte Fragen zum Anfallsmanagement bei Hunden
- Zusammenfassung: Anfallsmanagement bei Hunden
- Quellen:
Anfallsmanagement bei Hunden - hier bei einem schwer zu behandelnden Tier
Aufhänger für diesen Beitrag ist ein Artikel von Michaela Beasley, DVM, MS, MBA, CCRP, DACVIM (Neurologie), Mississippi State University
Anamnese & Signalement
Bully, ein 5-jähriger kastrierter männlicher Labrador Retriever, wurde aufgrund einer zunehmenden Häufigkeit generalisierter Anfälle vorgestellt. Vor zwei Jahren wurde eine idiopathische/primäre Epilepsie diagnostiziert – basierend auf dem Alter bei Auftreten der ersten Anfälle (1–6 Jahre), normalen physischen und neurologischen Untersuchungen zwischen den Anfällen sowie unauffälligen metabolischen Laborwerten (z. B. großes Blutbild, klinisch-chemisches Profil, Gallensäuren, Urinuntersuchung).
Die maximale empfohlene Dosis von Levetiracetam in verlängerter Freisetzung (60 mg/kg oral alle 12 Stunden) wurde verabreicht.
Bully war bei Tierarztbesuchen häufig schwer zu handhaben, was Stress für ihn, seinen Besitzer und das Praxisteam verursachte. Mehrere Mitarbeiter waren zur Fixierung bei der Untersuchung notwendig; der Besitzer wurde zuvor gebeten, einen Maulkorb und eine Halskrause anzulegen.

📌 Was ist „Signalement“?
Das Signalement ist ein fester Bestandteil der klinischen Beschreibung eines Tieres. Es umfasst die grundlegenden Identifikationsmerkmale, die für die Einschätzung, Diagnose und Therapie eines Patienten wichtig sein können – also sozusagen der „Steckbrief“ des Tieres.
Man könnte auch sagen: Das Signalement ist der erste wichtige Baustein bei der Beurteilung eines tierischen Patienten.
🔍 Welche Angaben gehören zum Signalement?
Ein vollständiges Signalement beinhaltet in der Regel:
- Tierart (z. B. Hund, Katze, Kaninchen, Pferd etc.)
- Rasse (z. B. Labrador Retriever, Maine Coon, Europäisch Kurzhaar)
- Geschlecht (männlich/weiblich; intakt oder kastriert/sterilisiert)
- Alter (z. B. 4 Jahre, Senior, Welpe)
- Gewicht (für Dosierungen und Beurteilung von Ernährungszustand)
- Fellfarbe & besondere Kennzeichen (optional, z. B. schwarze Flecken, Tätowierung, Chipnummer)
👉 Beispiel für ein vollständiges Signalement:
„Milo ist ein 7-jähriger kastrierter männlicher Border Collie mit einem Körpergewicht von 19 kg.“
🧠 Warum ist das Signalement wichtig?
Das Signalement liefert sofort wichtige medizinische Hinweise auf mögliche Erkrankungen, ohne dass bereits Symptome genannt wurden. Denn viele Erkrankungen hängen mit Alter, Geschlecht oder Rasse zusammen.
Hier ein paar Beispiele:
- Alter:
- Junge Tiere = häufiger Infektionskrankheiten, Parasiten, genetische Erkrankungen
- Ältere Tiere = häufiger Tumoren, Arthrosen, Stoffwechselerkrankungen
- Geschlecht:
- Weiblich = hormonelle Erkrankungen wie Pyometra (Gebärmuttervereiterung)
- Männlich = Prostataerkrankungen, Hodentumoren (bei unkastrierten Rüden)
- Rasse:
- Französische Bulldogge = häufig Atemprobleme (Brachyzephalie)
- Dobermann = genetisch bedingte Herzerkrankungen
- Dackel = Neigung zu Bandscheibenvorfällen
💬 Warum wird das Signalement oft am Anfang von Fallberichten genannt?
In medizinischen Berichten, Fachartikeln oder Patientenakten liest man oft zu Beginn:
„Luna, eine 3-jährige sterilisierte Hündin, Mischling, wurde vorgestellt wegen…“
Das hat einen guten Grund: Das Signalement kontextualisiert den gesamten Fall. Ein epileptischer Anfall bei einem 6 Monate alten Chihuahua wird medizinisch ganz anders bewertet als derselbe Anfall bei einem 9-jährigen Deutschen Schäferhund.
📎 Signalement vs. Anamnese – der Unterschied
Diese beiden Begriffe tauchen oft zusammen auf, aber bedeuten nicht dasselbe:
- Signalement = Wer ist das Tier? (Basisdaten, „Steckbrief“)
- Anamnese = Was ist bisher passiert? (Krankheitsvorgeschichte, Symptome, Verlauf)
Beide zusammen bilden die Grundlage für jede klinische Beurteilung.
Das Signalement ist der medizinische Steckbrief eines Tieres und enthält alle grundlegenden Daten, die für die richtige Einordnung einer Erkrankung oder eines Falles wichtig sind. Es hilft Tierärzt*innen, Erkrankungen einzugrenzen, typische Probleme zu erkennen und Behandlungspläne gezielter zu erstellen.
Manchmal sieht es unscheinbar aus – aber ohne Signalement fehlt der rote Faden in der tiermedizinischen Bewertung. 🩺🐶🐱
Klinische Untersuchung
Die körperliche Untersuchung war größtenteils unauffällig. Temperatur, Puls und Atemfrequenz waren normal. Herz und Lunge waren ohne Auffälligkeiten, keine vergrößerten Lymphknoten oder abdominalen Organe tastbar. Eine eingeschränkte neurologische Untersuchung zeigte normale Propriozeption und Rückziehreflexe in allen Gliedmaßen, normale Lid- und Pupillenreflexe, normale Bedrohungsreaktion sowie normale Muskulatur der Kaumuskeln. Der Würgereflex konnte aus Sicherheitsgründen nicht getestet werden.
Diagnostik
Ein erneutes großes Blutbild, klinisch-chemisches Profil und Urinuntersuchung wurden durchgeführt, um metabolische Ursachen für die erhöhte Anfallshäufigkeit auszuschließen. Die alkalische Phosphatase (ALP) war leicht erhöht, ansonsten zeigten sich keine signifikanten Veränderungen bei roten und weißen Blutkörperchen, Thrombozyten, Elektrolyten oder Leber- und Nierenwerten. Die ALP-Erhöhung wurde auf eine Hypoxie während eines kürzlichen generalisierten Anfalls zurückgeführt.
Der Levetiracetam-Serumspiegel wurde nicht bestimmt, da es aufgrund der hohen Sicherheitsmarge keine etablierten therapeutischen Zielwerte bei Hunden gibt.
Diagnose
Die Diagnose einer idiopathischen/primären Epilepsie wurde beibehalten, da weder in der körperlichen noch in der neurologischen Untersuchung oder im Labor signifikante Auffälligkeiten festgestellt wurden.
Behandlung & Management
Levetiracetam war aufgrund des geringen Nebenwirkungsrisikos und der fehlenden Notwendigkeit zur Medikamentenspiegelüberwachung eine gute Erstwahl – besonders bei Bully, der in der Klinik schwer zu handhaben war. Aufgrund der Zunahme der Anfallshäufigkeit trotz maximaler Dosierung war jedoch eine Zusatzmedikation erforderlich.
Mit dem Besitzer wurden Phenobarbital, Zonisamid und Kaliumbromid besprochen. Letztlich wurde Zonisamid (5–10 mg/kg oral alle 12 Stunden) als zusätzliches Antikonvulsivum gewählt.
🧠 Was bedeutet Anfallsmanagement?
Anfallsmanagement umfasst alle Maßnahmen, die darauf abzielen, epileptische Anfälle bei Hunden (oder anderen Tieren) zu erkennen, zu behandeln, ihre Häufigkeit zu reduzieren und die Lebensqualität des betroffenen Tieres zu erhalten oder zu verbessern. Es ist also weit mehr als „nur ein Medikament geben“ – es ist ein ganzheitlicher, individuell angepasster Therapieansatz.
🔍 Ziel des Anfallsmanagements
Das Hauptziel ist nicht immer die vollständige Anfallsfreiheit (auch wenn das wünschenswert ist), sondern:
- Reduktion der Anfallshäufigkeit
- Verkürzung der Anfallslänge und postiktalen Phase (die Zeit nach dem Anfall)
- Minimierung von Nebenwirkungen der Medikation
- Verbesserung der Lebensqualität – für Tier und Besitzer
⚠️ Warum ist das so wichtig?
Wiederholte Anfälle können das Gehirn belasten und langfristige Schäden verursachen. Auch Stress, Angst, Verletzungsrisiken oder Veränderungen im Verhalten (z. B. Aggression oder Unsicherheit) können Folgeerscheinungen von schlecht kontrollierter Epilepsie sein.
Daher ist ein gutes Management so entscheidend – auch um plötzlichen Tod durch einen Status epilepticus oder Clusteranfälle zu vermeiden (beides medizinische Notfälle!).
🧩 Woraus besteht gutes Anfallsmanagement?
Hier kommen mehrere Bausteine ins Spiel:
1. Diagnose & Anfallsklassifikation
- Unterscheidung zwischen idiopathischer Epilepsie (ohne erkennbare Ursache) und symptomatischer Epilepsie (z. B. durch Tumore, Entzündungen, Vergiftungen etc.)
- Anamnese: Wann begann es? Wie oft? Wie lange dauern die Anfälle? Was passiert genau?
2. Medikamentöse Therapie
- Je nach Hund und Anfallstyp wird ein oder eine Kombination folgender Medikamente gewählt:
- Phenobarbital
- Kaliumbromid
- Levetiracetam
- Zonisamid
- (ggf. CBD oder spezielle Diäten)
3. Therapiekontrolle & Monitoring
- Regelmäßige Blutuntersuchungen (v. a. Leber, Medikamentenspiegel)
- Anfallstagebuch führen (z. B. wann, wie stark, wie lange)
- Engmaschige Kommunikation mit dem Tierarzt
4. Individuelle Anpassung der Therapie
- Jeder Hund reagiert anders: Dosisanpassung, Wechsel oder Kombinationen sind häufig nötig
- Nebenwirkungen beobachten (z. B. Müdigkeit, Fressverhalten, Leberschäden)
5. Verhaltensmanagement
- Epilepsie kann mit Angst, Unsicherheit oder sogar Aggression einhergehen
- Medikamente wie Gabapentin, Trazodon oder Clorazepat können bei Angst vorm Tierarztbesuch helfen
- Ein ruhiges, stabiles Umfeld reduziert stressbedingte Auslöser für Anfälle
💡 Zusatzoptionen im Management
➕ Ergänzende Maßnahmen:
- Spezielle Diäten mit mittelkettigen Triglyzeriden (MCT) können helfen
- CBD in Absprache mit dem Tierarzt, da Studienlage noch uneinheitlich
- Vermeidung von Triggern (Stress, Schlafmangel, Überreizung)
🐶 Und was ist mit schwer behandelbaren („fraktious“) Hunden?
Bei Hunden, die sich in der Praxis kaum untersuchen oder behandeln lassen, ist das Anfallsmanagement besonders herausfordernd. Hier wird bevorzugt mit Medikamenten gearbeitet, die:
- wenige Nebenwirkungen haben,
- kein häufiges Blutmonitoring erfordern (z. B. Levetiracetam),
- und so wenig Stress wie möglich für Hund und Halter bedeuten.
Manchmal kann eine beruhigende Vorbehandlung mit Medikamenten helfen, um Blutabnahmen oder Klinikbesuche überhaupt zu ermöglichen.
Ein gutes Anfallsmanagement ist ein maßgeschneiderter Fahrplan, der medizinisches Wissen, Erfahrung und Mitgefühl vereint.
Es geht nicht nur darum, Anfälle zu unterdrücken – sondern darum, dem Tier ein sicheres, möglichst normales und angstfreies Leben zu ermöglichen. ❤️🐕
Wenn du möchtest, kann ich dir auch einen Leitfaden für das Führen eines Anfallstagebuchs oder eine Übersicht der gängigen Medikamente mit Vor- und Nachteilen zusammenstellen. Sag einfach Bescheid!
Lass uns gemeinsam einen tieferen Blick auf die Behandlungsoptionen bei Epilepsie beim Hund werfen. Die medikamentöse Therapie ist ein zentraler Bestandteil des Anfallsmanagements, aber jedes Medikament hat seine Besonderheiten, Vor- und Nachteile. Ich erkläre dir alles verständlich, damit du gut informiert bist – egal, ob du Tierhalter*in oder in der Tiermedizin tätig bist.
💊 Überblick: Behandlungsziele
Ziel der Behandlung ist nicht immer vollständige Anfallsfreiheit, sondern:
- Anfälle seltener, kürzer und weniger heftig machen
- Nebenwirkungen minimieren
- Die Lebensqualität verbessern
- Die postiktale Phase (Erholungsphase nach einem Anfall) verkürzen
Dafür stehen mehrere Medikamente zur Verfügung – manchmal reicht eines, in anderen Fällen braucht es eine Kombination.
🧠 Die wichtigsten Medikamente im Überblick:
1. Phenobarbital
🟣 Eines der ältesten und am häufigsten eingesetzten Antiepileptika bei Hunden.
- Wirkweise: Erhöht die Schwelle, ab der das Gehirn einen Anfall auslöst.
- Startdosis: 2,5–3 mg/kg oral alle 12 Stunden
- Wirkeintritt: Nach 1–2 Wochen (Steady-State erreicht)
- Therapiespiegel: Ziel: 15–35 µg/ml im Blut
🔍 Monitoring:
- Blutbild, Leberwerte und Gallensäuren alle 6 Monate
- Medikamentenspiegel alle 6–12 Monate oder bei Verdacht auf Nebenwirkungen
⚠️ Nebenwirkungen:
- Polyphagie (gesteigerter Appetit)
- Polydipsie/Polyurie (viel trinken/pinkeln)
- Sedierung, Koordinationsprobleme
- Leberbelastung bei langfristiger Anwendung möglich
👎 Vorsicht bei: Aggressiven Hunden – durch gesteigerten Appetit kann Futteraggression entstehen.
2. Kaliumbromid (KBr)
🟡 Lange Halbwertszeit – ideal für Halter, die nur 1× täglich geben können.
- Dosis: 20–40 mg/kg oral alle 24 Stunden
- Besonderheit: Extrem lange Halbwertszeit (ca. 3–4 Wochen)
- Steady-State: Nach etwa 3–4 Monaten (kann durch sog. „Ladedosis“ verkürzt werden)
🔍 Monitoring:
- Blutspiegel alle 6–12 Monate
- Kontrolle bei jeder Dosisänderung
⚠️ Nebenwirkungen:
- Sedierung, Ataxie (Koordinationsstörungen)
- Polyurie, Polydipsie, Polyphagie
- Hypertriglyzeridämie (hohe Blutfette, v. a. bei Kombi mit Phenobarbital)
- Aggressionen möglich – sollte daher bei verhaltensauffälligen Hunden nur mit Vorsicht eingesetzt werden
💡 Wichtig: Ernährung stabil halten – Chloridgehalt im Futter beeinflusst die Bromidausscheidung.
3. Levetiracetam
🟢 Sehr gut verträglich – ideal bei empfindlichen oder schwer handhabbaren Patienten.
- Dosis:
- IR (Sofortfreisetzung): 20–30 mg/kg alle 8 Stunden
- ER (verzögerte Freisetzung): 30 mg/kg alle 12 Stunden
💚 Vorteile:
- Kaum Nebenwirkungen
- Keine Lebermetabolisierung → ideal bei Leberproblemen
- Keine regelmäßige Blutspiegelkontrolle nötig
⚠️ Nachteil: Muss relativ häufig gegeben werden (3× täglich bei IR-Form)
👀 Hinweis: Bei gleichzeitiger Gabe von Phenobarbital ist eine höhere Dosis nötig.
4. Zonisamid
🔵 Moderneres Medikament mit Sulfonamid-Struktur – gute Zusatzoption.
- Dosis: 5–10 mg/kg oral alle 12 Stunden
- Form: Kapseln (25, 50 oder 100 mg)
💡 Vorteile:
- Gut kombinierbar mit anderen Antiepileptika
- Kein Einfluss auf Wasseraufnahme oder Appetit
⚠️ Mögliche Nebenwirkungen:
- Keratokonjunktivitis sicca (trockene Augen)
- Hepatotoxizität (Leberbelastung)
- Erbrechen, Lethargie, Lahmheit
- Tubuläre Azidose (selten)
🔍 Monitoring:
- Blutbild, Leberwerte, Urinstatus vor und ca. 2 Wochen nach Beginn
- Danach alle 6–12 Monate
👀 Hinweis: Verschiedene Hersteller = unterschiedliche Bioverfügbarkeit – am besten bei einem bleiben.
🌿 Ergänzende & alternative Therapieansätze
✅ Mittelkettige Triglyzeride (MCT) – Diätunterstützung
- MCT-haltige Diäten (z. B. „neuro support“ Futter) können die Anfallskontrolle verbessern
- Wirkung: Beeinflussen Neurotransmitter im Gehirn (mehr Hemmung, weniger Erregung)
- Positive Effekte auf Verhalten und kognitive Leistung möglich
✅ Cannabidiol (CBD)
- Dosis (je nach Studie): 2–4,5 mg/kg oral alle 12 Stunden
- Wirkung auf Anfallskontrolle teils bestätigt – aber noch nicht abschließend belegt
- Achtung: Qualität und Dosierung des Produkts variieren stark – nur geprüfte Präparate verwenden
- Nebenwirkung: ALP-Erhöhung möglich (Leberwert)
🔁 Kombinationsbehandlung
Manchmal reicht ein Medikament allein nicht aus. In solchen Fällen ist es üblich, zwei oder mehr Antiepileptika zu kombinieren – z. B.:
- Phenobarbital + Kaliumbromid
- Levetiracetam + Zonisamid
- oder andere Kombinationen
💡 Wichtig: Bei Kombinationstherapien steigt das Risiko für Nebenwirkungen → regelmäßige Kontrollen sind unerlässlich!
🐾 Welche Therapie ist die richtige?
Das hängt ab von:
- Der Art und Häufigkeit der Anfälle
- Alter, Rasse und Gesundheitszustand des Hundes
- Bereits bestehenden organischen Erkrankungen (z. B. Leber, Niere)
- Verhalten des Hundes (z. B. Angst, Aggression, Stress in der Klinik)
- Und ganz wichtig: Lebensumstände und Möglichkeiten der Halter
Ein gutes Anfallsmanagement ist immer individuell!
Die Behandlungsoptionen bei Epilepsie beim Hund sind vielfältig – und kein Medikament ist für alle gleichermaßen geeignet. Eine sorgfältige Auswahl, regelmäßige Kontrolle und die enge Zusammenarbeit zwischen Tierarzt und Besitzer sind der Schlüssel zum Erfolg.
Wenn du möchtest, kann ich dir gerne eine Tabelle oder Übersicht zum Ausdrucken erstellen – mit Dosierungen, Vorteilen und möglichen Nebenwirkungen der einzelnen Medikamente. Sag einfach Bescheid! 😊
Verlauf
Eine Woche nach Beginn der Zonisamid-Therapie wurden die Leberwerte überprüft. Es zeigten sich keine signifikanten Veränderungen, daher wurde die Behandlung fortgesetzt. Zwei Wochen nach Therapiebeginn (nach Erreichen des steady state) berichtete der Besitzer telefonisch, dass Bully in den letzten 12 Tagen keine Anfälle hatte.
Diskussion
Zeitpunkt der Behandlung & Medikamentenauswahl
Antiepileptische Medikamente werden empfohlen, wenn:
- ≥2 Anfälle innerhalb von 6 Monaten auftreten,
- Status epilepticus oder Serienanfälle vorliegen,
- die postiktale Phase verlängert oder schwer ist,
- oder Anfallshäufigkeit bzw. -schwere zunimmt.²
Wenn die anfängliche Therapie nicht erfolgreich ist und durch eine Zusatzmedikation Kontrolle erreicht wird, kann das erste Medikament langsam ausgeschlichen werden – jedoch nur nach Rücksprache mit dem Besitzer über das Risiko erneuter Anfälle.
Bei der Auswahl eines Medikaments sollten Begleiterkrankungen, bestehende Medikation sowie die Umstände des Besitzers berücksichtigt werden (z. B. Verabreichungshäufigkeit, finanzielle Möglichkeiten, Nebenwirkungstoleranz).² Bestimmte Medikamente erfordern die Überwachung von Medikamentenspiegeln und Blutwerten.
Behandlungsoptionen
Phenobarbital
- Dosis: 2,5–3 mg/kg oral alle 12 Stunden
- Therapiespiegel: 15–35 µg/mL (nach 10–14 Tagen)
- Überwachung: CBC, Leberwerte, Gallensäuren alle 6 Monate
- Nebenwirkungen: Polyurie, Polydipsie, Polyphagie, mögliche Medikamenteninteraktionen
- Vorsicht bei: Aggressiven Hunden – Polyphagie kann Futteraggression fördern
Kaliumbromid
- Dosis: 20–40 mg/kg oral alle 24 Stunden
- Steady state: 4 Monate (ohne Aufsättigung)
- Serumspiegel: 1000–3000 mg/L
- Nebenwirkungen: Polyurie, Polydipsie, Polyphagie, Hypertriglyzeridämie (v. a. mit Phenobarbital), Aggression möglich
- Hinweis: Ernährung nicht ändern (Cl-Zufuhr beeinflusst Ausscheidung)
Levetiracetam
- Dosis: 20–30 mg/kg alle 8 Std. (IR), 30 mg/kg alle 12 Std. (ER)
- Wirkung: Wenigste Nebenwirkungen, keine Lebermetabolisierung
- Überwachung: Medikamentenspiegel wird nicht routinemäßig bestimmt
- Hinweis: Gute Option bei schwierigen Patienten
Zonisamid
- Dosis: 5–10 mg/kg oral alle 12 Stunden
- Nebenwirkungen: KCS, Erbrechen, Lahmheit, Hepatotoxizität, tubuläre Azidose
- Überwachung: Blutwerte vor und 1–2 Wochen nach Therapiebeginn, danach alle 6–12 Monate
- Hinweis: Kein Einfluss auf Trink-/Fressverhalten
Mittelkettige Triglyzeride (MCT)
- Ergänzung von 9 % des Energiebedarfs kann über bestimmte Diäten erfolgen
- Verbesserung der kognitiven Funktion, Verhalten und Anfallskontrolle möglich
Cannabidiol (CBD)
- Dosis: 2–4,5 mg/kg oral alle 12 Std. (je nach Studie)
- Wirkung: Mögliche Reduktion der Anfallshäufigkeit, jedoch uneinheitliche Studienlage
- Nebenwirkung: Erhöhung der ALP
Behandlung auf einen Blick
- Übliche Medikamente: Phenobarbital, Kaliumbromid, Levetiracetam, Zonisamid
- Polyurie, Polydipsie, Polyphagie bei Phenobarbital und Kaliumbromid
- Leberenzyme können erhöht sein bei Phenobarbital, Zonisamid, CBD
- Medikamentenspiegelkontrolle empfohlen bei Phenobarbital und Kaliumbromid
Umgang mit schwer zu behandelnden Patienten
Hunde mit idiopathischer Epilepsie haben ein erhöhtes Risiko für Verhaltensänderungen wie Angst, Aggression oder Hyperreaktivität.
Kaliumbromid sollte bei aggressiven Hunden nur als letzte Option gewählt werden. Medikamente mit Polyphagie-Risiko (z. B. Phenobarbital) können Futteraggression fördern.
Für Patienten, die sich schwer handhaben lassen, sollten Medikamente mit möglichst geringer Überwachungsnotwendigkeit bevorzugt werden – z. B. Levetiracetam.
Zur Reduktion von Stress bei Klinikbesuchen:
- Gabapentin: 10–50 mg/kg am Vorabend und 2 Stunden vor Termin
- Clorazepat: 0,5–2 mg/kg (optional)
- Trazodon: 5 mg/kg 1–2 Stunden vor Termin (Vorsicht bei gleichzeitiger Antikonvulsiva-Gabe)
- Falls nötig: IM/IV Sedation mit Dexmedetomidin (5–10 µg/kg) ± Butorphanol (0,2–0,4 mg/kg)
Prognose & Ergebnis
Hunde mit idiopathischer Epilepsie können bei guter Anfallskontrolle und minimalen Nebenwirkungen eine normale Lebenserwartung und gute Lebensqualität haben.
Wird die Lebensqualität vom Besitzer als schlecht empfunden (z. B. durch Aggression), kann dies zu früherem Einschläfern führen.
Es besteht ein gewisses Risiko für Status epilepticus, Serienanfälle oder plötzlichen Tod – insbesondere bei brachycephalen Rassen oder häufigen Serienanfällen.
Ziel der Therapie: Minimierung der Anfälle und postiktalen Phase ohne Nebenwirkungen.
Zentrale Erkenntnisse
- Gabapentin (hochdosiert) mit/ohne Clorazepat kann das Handling erleichtern
- Dexmedetomidin + Butorphanol zur Sedation, wenn nötig
- Kaliumbromid kann Aggression verursachen → letzte Option bei aggressiven Hunden
- Epileptische Hunde entwickeln evtl. Verhaltensveränderungen aufgrund der Erkrankung oder Medikation
Häufig gestellte Fragen zum Anfallsmanagement bei Hunden
Mein Hund hatte einen Anfall – bedeutet das sofort Epilepsie?
Nicht unbedingt. Ein einzelner Anfall bedeutet noch keine Epilepsie, sondern wird zunächst als isolierter Anfall bezeichnet. Es gibt viele mögliche Auslöser für einen Krampfanfall, die nichts mit einer chronischen neurologischen Erkrankung zu tun haben müssen.
Mögliche einmalige Ursachen können sein:
Vergiftungen (z. B. mit Xylit, Schokolade, Schneckenkorn)
Stoffwechselstörungen (z. B. Unterzuckerung, Leberversagen)
Infektionen oder Fieberkrämpfe
Traumatische Ereignisse (z. B. Kopfverletzung)
Tumore oder Entzündungen im Gehirn
Erst wenn:
mehr als ein Anfall auftritt,
innerhalb von 24 Stunden mehrere Anfälle auftreten (Cluster),
oder ein Anfall länger als 5 Minuten dauert (Status epilepticus),
wird das Thema Epilepsie relevant. Eine gründliche Diagnostik (Blutuntersuchung, Bildgebung wie MRT/CT, Liquoruntersuchung) hilft dabei, die Ursache einzugrenzen.
Bei wiederholten Anfällen (mind. zwei unprovozierte Anfälle im Abstand von über 24 Stunden) wird die Diagnose „Epilepsie“ gestellt. Diese kann idiopathisch (ohne erkennbare Ursache) oder symptomatisch (z. B. durch Tumor) sein.
Muss mein Hund lebenslang Medikamente nehmen, wenn er Epilepsie hat?
In den meisten Fällen: Ja – zumindest, wenn die Anfälle häufiger auftreten oder sehr heftig verlaufen. Epilepsie ist in der Regel nicht heilbar, aber mit der richtigen Medikation gut kontrollierbar. Ziel der Therapie ist nicht immer Anfallsfreiheit, sondern:
Anfälle seltener und schwächer zu machen
Die Zeit zwischen den Anfällen zu verlängern
Die Nebenwirkungen der Medikamente zu minimieren
Die Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern
Es gibt jedoch individuelle Ausnahmen:
Einige Hunde mit sehr mildem Verlauf (z. B. ein kurzer Anfall alle 9–12 Monate) benötigen nicht unbedingt Medikamente, sondern werden engmaschig beobachtet.
Wenn jedoch einer oder mehrere der folgenden Punkte zutreffen, ist eine medikamentöse Therapie sehr empfehlenswert:
Mehr als 2 Anfälle in 6 Monaten
Clusteranfälle (mehrere Krampfanfälle innerhalb kurzer Zeit)
Status epilepticus (ein Anfall >5 Minuten oder mehrere ohne Erholung dazwischen)
Schwere oder verlängerte postiktale Phase
Zunehmende Häufigkeit oder Intensität der Anfälle
Wichtig: Nie eigenmächtig Medikamente absetzen! Das kann zu lebensbedrohlichen Situationen führen. Ein Ausschleichen ist nur unter tierärztlicher Aufsicht und mit sorgfältiger Risikoabwägung möglich.
Wie kann ich den Therapieerfolg bei meinem Hund überwachen?
Ein guter Therapieerfolg bedeutet nicht zwingend „keine Anfälle mehr“, sondern vielmehr eine spürbare Verbesserung im Verlauf und Umgang mit der Erkrankung. Folgende Punkte helfen bei der Überwachung:
🗓️ 1. Anfallstagebuch führen
Datum und Uhrzeit des Anfalls
Dauer des Anfalls
Beschreibung: Was genau ist passiert? (Zucken, Bewusstlosigkeit, Kot-/Urinabsatz?)
Verhalten vor/nach dem Anfall (Ängstlich, orientierungslos, überdreht?)
Mögliche Auslöser: Stress, Futterumstellung, Läufigkeit etc.
➡️ Ein Anfallstagebuch ist unverzichtbar für die Einschätzung, ob Medikamente wirken – es hilft deinem Tierarzt, die Behandlung anzupassen.
💉 2. Regelmäßige Blutkontrollen
Je nach Medikament (z. B. Phenobarbital, Kaliumbromid) sollten alle 6–12 Monate Blutspiegel bestimmt und Leber-/Nierenwerte überprüft werden.
🐾 3. Beobachtung von Verhalten & Nebenwirkungen
Ist dein Hund auffällig müde?
Hat er übermäßigen Appetit oder Durst?
Verändert sich sein Wesen?
All diese Beobachtungen sind genauso wichtig wie die Anzahl der Anfälle selbst!
Was mache ich, wenn mein Hund einen Anfall hat?
Ein Anfall ist ein beängstigendes Erlebnis – aber Ruhe bewahren ist das Wichtigste. Hier ist dein Notfallfahrplan:
Während des Anfalls:
Sichere deinen Hund:
Entferne gefährliche Gegenstände in der Umgebung
Dunkle, ruhige Umgebung hilft (z. B. Licht aus, leise sprechen)
Nicht am Maul anfassen! Dein Hund ist während eines Anfalls nicht bei Bewusstsein – es besteht Verletzungsgefahr.
Zeit stoppen:
Wenn der Anfall länger als 5 Minuten dauert: Tierärztlicher Notfall!
Bei mehr als einem Anfall innerhalb von 24 Stunden: sofort Tierarzt kontaktieren
Nicht versuchen, den Anfall zu beenden – er hört meist von selbst auf
Nach dem Anfall:
Postiktale Phase abwarten: Desorientierung, Umherlaufen, Hecheln, Hunger – kann Minuten bis Stunden dauern
Dein Hund braucht Ruhe und Sicherheit
In folgenden Fällen → sofort zum Tierarzt:
Erster Krampfanfall überhaupt
Anfall >5 Minuten
Mehrere Anfälle in kurzer Zeit (Cluster)
Verletzungen beim Anfall
Schwerwiegende Verhaltensänderungen danach
Welche Rolle spielen Futter, Verhalten und Umfeld im Anfallsmanagement?
Eine entscheidende! Epilepsie betrifft nicht nur das Gehirn – sie ist eng verknüpft mit Alltag, Ernährung, Stresslevel und Lebensumfeld. Hier einige wichtige Aspekte:
🍽️ Ernährung:
Futter mit mittelkettigen Triglyzeriden (MCT) kann die Anfallskontrolle unterstützen
Plötzliche Futterumstellungen vermeiden – bei Kaliumbromid ist der Chloridgehalt im Futter besonders wichtig
Achte auf regelmäßige Fütterungszeiten (z. B. nicht nüchtern lassen)
🧘 Stressmanagement:
Stress ist ein häufiger Anfallsauslöser – z. B. Tierarztbesuche, Umzüge, laute Geräusche
Ein strukturierter Tagesablauf und feste Rituale helfen dem Hund, sich sicher zu fühlen
Bei starker Angst kann z. B. Gabapentin oder Trazodon zur Beruhigung vor bestimmten Ereignissen eingesetzt werden
🐾 Verhaltensbeobachtung:
Manche Hunde entwickeln durch die Epilepsie (oder durch Medikamente) neue Verhaltensprobleme
z. B. Aggression, Futtergier, Ängstlichkeit
Diese sollten nicht ignoriert werden – sie beeinflussen die Lebensqualität stark
Verhaltenstraining, Medikamente zur Angstreduktion und ggf. Zusammenarbeit mit Verhaltensmedizinern können helfen
Zusammenfassung: Anfallsmanagement bei Hunden
Das Anfallsmanagement bei Hunden ist ein zentrales Thema in der Kleintierneurologie und betrifft viele Tierhalter*innen, denn Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen beim Hund. Ein systematisches, individuelles und ganzheitliches Anfallsmanagement bei Hunden kann entscheidend zur Lebensqualität des betroffenen Tieres und seines Menschen beitragen.
Anfallsmanagement bei Hunden beginnt bereits bei der genauen Anamnese. Neben der Beschreibung der Anfälle sind Informationen über Alter, Rasse, Gesundheitszustand und Umfeld entscheidend, um ein maßgeschneidertes Konzept für das Anfallsmanagement bei Hunden zu erstellen.
Ein wichtiger Bestandteil im Anfallsmanagement bei Hunden ist die Unterscheidung zwischen einzelnen Anfällen und einer tatsächlichen Epilepsie. Während ein isolierter Anfall viele Ursachen haben kann, etwa Vergiftungen oder Stoffwechselstörungen, spricht man bei mindestens zwei unprovozierten Anfällen von Epilepsie – was ein strukturiertes Anfallsmanagement bei Hunden erfordert.
Die Diagnose „idiopathische Epilepsie“ – also Epilepsie ohne erkennbare Ursache – ist eine Ausschlussdiagnose und beeinflusst die Strategie für das Anfallsmanagement bei Hunden erheblich. Moderne Diagnostik (z. B. Blutuntersuchung, MRT, Liquoranalyse) unterstützt eine fundierte Therapieentscheidung im Rahmen des Anfallsmanagements bei Hunden.
In der Therapie ist das Ziel des Anfallsmanagements bei Hunden nicht zwingend die vollständige Anfallsfreiheit, sondern die Reduktion von Häufigkeit, Schwere und Dauer der Anfälle bei gleichzeitiger Minimierung der Nebenwirkungen.
Dazu gehören Medikamente wie Phenobarbital, Kaliumbromid, Levetiracetam oder Zonisamid, die je nach Fall individuell eingesetzt oder kombiniert werden. Die Wahl des Medikaments hängt im Anfallsmanagement bei Hunden von vielen Faktoren ab: u. a. Alter, Leberfunktion, Verhalten, Lebenssituation und Verträglichkeit.
Wichtig im Anfallsmanagement bei Hunden ist auch das Monitoring. Je nach eingesetztem Medikament werden Blutwerte und Medikamentenspiegel regelmäßig kontrolliert. So lassen sich Nebenwirkungen frühzeitig erkennen – ein essenzieller Bestandteil im sicheren Anfallsmanagement bei Hunden.
Neben der medikamentösen Behandlung sind auch Ernährung und Lebensstil wichtige Säulen im Anfallsmanagement bei Hunden. Studien zeigen, dass spezielle Diäten mit mittelkettigen Triglyzeriden (MCT) Anfälle positiv beeinflussen können. Ein stabiles Umfeld, Stressvermeidung und geregelte Tagesabläufe tragen zum Erfolg des Anfallsmanagements bei Hunden bei.
Für Hunde, die sich in der Praxis nicht gut behandeln lassen, ist ein möglichst stressarmes Anfallsmanagement bei Hunden wichtig. Medikamente wie Levetiracetam, das kein häufiges Monitoring erfordert, eignen sich gut. Zusätzlich helfen angstlösende Präparate wie Gabapentin oder Trazodon, um Untersuchungen stressfreier zu gestalten – auch das gehört zum modernen Anfallsmanagement bei Hunden.
Ein wertvolles Instrument im Anfallsmanagement bei Hunden ist das Anfallstagebuch. Es hilft, Veränderungen zu erkennen und die Wirksamkeit der Therapie zu bewerten. Die Dokumentation von Zeitpunkt, Dauer, Auslösern und Verhalten während und nach dem Anfall ist ein unverzichtbares Werkzeug im Anfallsmanagement bei Hunden.
Auch alternative oder ergänzende Therapien wie Cannabidiol (CBD) oder Verhaltenstherapie können das Anfallsmanagement bei Hunden sinnvoll ergänzen – immer unter tierärztlicher Kontrolle und mit evidenzbasierter Einschätzung.
Verhaltensänderungen, wie Angst oder Aggression, können sowohl durch die Grunderkrankung als auch durch die Medikamente auftreten. Ein sensibles, ganzheitliches Anfallsmanagement bei Hunden berücksichtigt daher nicht nur die neurologischen, sondern auch die emotionalen Bedürfnisse des Tieres.
Ein gutes Anfallsmanagement bei Hunden bedeutet Teamarbeit zwischen Tierarzt, Besitzer und ggf. Tierheilpraktiker oder Verhaltenstherapeut. Nur durch offene Kommunikation, regelmäßige Nachkontrollen und ein Gespür für das Tier gelingt langfristig ein stabiles Anfallsmanagement bei Hunden.
Ein modernes Anfallsmanagement bei Hunden ist dynamisch – Therapiepläne müssen regelmäßig überprüft und angepasst werden. Wenn ein Medikament nicht mehr wirkt oder neue Symptome auftreten, ist schnelles Handeln gefragt.
Die Prognose bei idiopathischer Epilepsie ist in vielen Fällen gut, wenn das Anfallsmanagement bei Hunden konsequent, individuell und mit Augenmaß durchgeführt wird. Viele betroffene Hunde leben mit guter Lebensqualität und einem normalen Alltag.
Zum Anfallsmanagement bei Hunden gehört auch die Aufklärung über Notfallsituationen. Tierhalter sollten wissen, wie sie bei einem Anfall reagieren, was gefährlich ist (z. B. Anfälle >5 Minuten) und wann ein sofortiger Tierarztbesuch notwendig ist.
In besonders schweren Fällen kann auch ein kombiniertes Anfallsmanagement bei Hunden mit mehreren Antikonvulsiva nötig werden. Hier ist engmaschige Überwachung besonders wichtig, um Nebenwirkungen und Wechselwirkungen zu kontrollieren.
Letztlich bedeutet Anfallsmanagement bei Hunden immer auch, den Hund als Ganzes zu sehen – körperlich, geistig und emotional. Nur so lässt sich langfristig eine Lebensqualität erreichen, die Tier und Mensch zufriedenstellt.
🏁 Fazit:
Anfallsmanagement bei Hunden ist ein komplexes, aber gut steuerbares Feld der Tiermedizin. Mit Wissen, Geduld, Zusammenarbeit und einer individuellen Herangehensweise können Tierärztinnen und Besitzerinnen gemeinsam viel erreichen. Durch ein durchdachtes, regelmäßiges und angepasstes Anfallsmanagement bei Hunden lässt sich nicht nur die Krankheit kontrollieren – sondern dem Tier ein gutes, sicheres und glückliches Leben ermöglichen
Quellen:
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Literaturvorschlag
- Thomas WB, Dewey CW. Seizures and narcolepsy. In: Dewey CW, da Costa RC, eds. A Practical Guide to Canine and Feline Neurology. 3rd ed. Wiley-Blackwell; 2016:249-268.