Skip to content

Biologische Tiermedizin: Ganzheitliche Ansätze für Tiere

Biologische Medizin (auch bekannt als Biologische Tiermedizin oder Komplementärmedizin) ist ein ganzheitlicher Ansatz in der Human- und Veterinärmedizin. Der Organismus wird als Einheit betrachtet und die Selbstheilungskräfte sollen aktiviert werden. In der Tiermedizin kommt sie häufig begleitend zur Schulmedizin zum Einsatz, besonders bei chronischen, funktionellen oder therapieresistenten Erkrankungen.

Biologische Tiermedizin
Biologische Tiermedizin 2

Grundprinzipien der Biologischen Tiermedizin

  • Ganzheitlichkeit: Der gesamte Organismus – inklusive Umwelt, Haltung, Ernährung und Psyche – wird berücksichtigt.
  • Regulation statt Unterdrückung: Ziel ist es, die gestörte Regulation des Körpers (z. B. Immunsystem, Stoffwechsel) zu normalisieren.
  • Anregung der Selbstheilungskräfte: Durch natürliche Reize wie Pflanzenstoffe, Mikroorganismen oder Reiztherapien.
  • Individualisierte Therapie: Jede Behandlung wird individuell auf das Tier abgestimmt.

Therapieverfahren in der biologischen Tiermedizin (Auswahl)

  • Phytotherapie: Einsatz von Heilpflanzen (z. B. Mariendistel, Echinacea, Arnika)
  • Homöopathie: Reize durch potenzierte Substanzen zur Reaktivierung der Selbstheilung
  • Eigenbluttherapie: Reiz- und Regulationstherapie, teils angereichert mit naturheilkundlichen Ampullenpräparaten
  • Mykotherapie: Behandlung mit Heilpilzen
  • Mikrobiologische Therapie: Gabe von Probiotika/Autovakzinen zur Darmregulation
  • Biophotonen-/Softlaserbehandlung
  • Akupunktur / TCM: Energetische Regulation über Meridiane und Nadeln
  • Neuraltherapie: Injektion von Lokalanästhetika zur Störfeldbeseitigung
  • Bioresonanz: Einsatz elektromagnetischer Schwingungen zur Diagnose und Therapie
  • Misteltherapie: Besonders bei Tumorerkrankungen

Einsatzgebiete in der Tiermedizin

  • Chronische Erkrankungen: Hautprobleme, Arthrosen, Allergien, Autoimmunerkrankungen
  • Stoffwechselstörungen: Leber-, Nierenprobleme, Verdauungsstörungen
  • Immunmodulation: Infektanfälligkeit, Impfschäden
  • Verhaltensstörungen: Ängste, Unruhe (oft kombiniert mit Verhaltenstherapie)
  • Postoperative Regeneration: Unterstützung der Heilung

Kritik & Bewertung

  • Viele Methoden sind wissenschaftlich nicht ausreichend belegt – besonders Homöopathie und Bioresonanz.
  • Bei richtiger Anwendung können sie die Lebensqualität verbessern, Nebenwirkungen verringern und schulmedizinische Therapien sinnvoll ergänzen.
  • Wichtig: Fundierte tierärztliche Ausbildung und Erfahrung sind nötig, um Kontraindikationen zu erkennen und Gefahren falscher Indikationen zu vermeiden.

Beispiele für biologische Therapieformen

Misteltherapie bei Tumorerkrankungen

Die Misteltherapie ist ein etabliertes Verfahren in der biologischen und anthroposophischen Medizin. Sie wird adjuvant bei Tumorpatienten eingesetzt – auch in der Tiermedizin (v. a. bei Hund, Katze und Pferd). Ziele sind:

  • Nebenwirkungen konventioneller Therapien zu verringern
  • Das Immunsystem zu stärken
  • Anwendung, wenn Operation und/oder Chemotherapie nicht möglich sind

Wirkmechanismen:

  • Lektine: Wirken zytotoxisch (tumorhemmend), aktivieren das Immunsystem
  • Viskotoxine: Direkt zellschädigend für Tumorzellen
  • Flavonoide & Polysaccharide: Antioxidativ, immunmodulierend

Hauptwirkungen:

  • Tumorwachstumshemmung
  • Verbesserung der Lebensqualität
  • Appetitsteigerung
  • Schmerzlinderung
  • Immunstimulation
  • Teilweise Reduktion von Nebenwirkungen bei Chemo-/Strahlentherapie

Anwendung in der Tiermedizin:

  • Indikation: Solide Tumoren (z. B. Mamma-, Milz-, Mastzelltumoren, Lymphome), postoperativ oder bei inoperablen Tumoren
  • Applikation: s.c. Injektion (2–3× pro Woche), ggf. auch intratumoral
  • Dauer: Langzeittherapie über Wochen bis Monate, individuelle Dosisanpassung
  • Verträglichkeit: Sehr gut, kann komplementär zur Schulmedizin eingesetzt werden

Hinweise:

  • Kein Ersatz für chirurgische oder onkologische Primärtherapie
  • Lokale Reaktionen möglich (Rötung, Schwellung)
  • Bei sehr aggressiven Tumoren als Monotherapie nur bedingt wirksam

Mykotherapie – Heilpilze in der biologischen Tiermedizin

Die Mykotherapie nutzt medizinisch wirksame Vital- oder Heilpilze zur Unterstützung bei vielen Erkrankungen, sowohl beim Menschen als auch bei Tieren.

Grundlagen:
Heilpilze enthalten eine Vielzahl an bioaktiven Substanzen:

  • Polysaccharide (v. a. Beta-Glucane)
  • Triterpene
  • Sterole
  • Enzyme
  • Mineralstoffe, Spurenelemente, Vitamine

Diese wirken:

  • immunmodulierend
  • antientzündlich
  • antiviral, antibakteriell
  • entgiftend
  • tumorhemmend
  • adaptogen (stressregulierend)

Anwendung in der Tiermedizin – Beispiele:

IndikationBeispielhafte Pilze
KrebsReishi, Agaricus blazei, Maitake, Shiitake
Allergien/HautproblemeReishi, Hericium
LebererkrankungenMaitake, Reishi, Cordyceps
NiereninsuffizienzCordyceps
Immunschwäche/chron. InfekteCoriolus, Shiitake, Agaricus
Stress/Angst/VerhaltenHericium, Reishi
Magen-Darm-StörungenHericium, Coriolus
Arthrose/EntzündungenShiitake, Reishi

Vorteile der Mykotherapie

  • Gute Verträglichkeit bei Tieren
  • Kann langfristig gegeben werden
  • Kombinierbar mit Schulmedizin

Wichtige Hinweise:

  • Qualität der Heilpilze ist entscheidend – kontrollierter Anbau, idealerweise aus Deutschland
  • Die Auswahl des Pilzes sollte individuell erfolgen (Krankheitsbild, Konstitution, Organbeteiligung)
  • Kontraindikationen beachten: z. B. bei immunsupprimierten Tieren oder gleichzeitiger Chemo
  • Wechselwirkungen: z. B. mit Antiepileptika, Insulin, Schilddrüsenhormonen
  • Wirkungseintritt verzögert – meist über Wochen

Fazit:
Mykotherapie ist ein integraler Bestandteil der biologischen Medizin. In der Tiermedizin wird sie zunehmend genutzt, besonders bei chronischen oder komplexen Krankheitsbildern. Sie ist eine wissenschaftlich anerkannte komplementäre Methode und lässt sich gut mit anderen Verfahren kombinieren.


Fazit: Naturheilverfahren in der modernen Tierarztpraxis

Nach Meinung von Dr. Horst-Dieter Krause (Kleintierzentrum Arndt, Karlsruhe-Durlach) sollten Naturheilverfahren ein fester Bestandteil einer modernen Tierarztpraxis sein. Sie unterstützen fast jede schulmedizinische Behandlung und können mögliche Nebenwirkungen abmildern.
Wichtig:
Bietet eine Praxis naturheilkundliche Verfahren an, sollten Behandlungen ausschließlich durch speziell ausgebildete Tierärzt:innen erfolgen. Kontraindikationen und Wechselwirkungen sind unbedingt zu beachten und gehören in tierärztliche Hand.


Autor:
Dr. Horst-Dieter Krause
Kleintierzentrum Arndt, Karlsruhe-Durlach

Nach oben scrollen