- Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen als prognostischer Marker für stumpfe Trauma
- Was ist das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen?
- 🔬 Wie wird das NLR bei Katzen bestimmt?
- 🐾 Wann ist die Bestimmung des NLR bei Katzen ratsam?
- 📊 Kategorisierung des NLR bei Katzen
- 📊 Entscheidungsbaum: NLR-Bestimmung bei Katzen
- Hier sind 5 häufig gestellte Fragen (FAQ) rund um das Thema Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis (NLR) bei Katzen
- Zusammenfassung Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen
- Weiterführende Quellen:
Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen als prognostischer Marker für stumpfe Trauma
Eine aktuelle retrospektive Studie mit 177 Katzen zeigt: Das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis (NLR) könnte ein wertvoller Frühindikator für das Ausmaß eines Traumas und den Schweregrad der Entzündungsreaktion sein. Dieses Verhältnis, das bereits in der Humanmedizin mit der Überlebensprognose assoziiert wurde, gewinnt auch in der Veterinärmedizin zunehmend an Bedeutung.
Im Rahmen der Untersuchung wurden Blutbilder innerhalb von 24 Stunden nach dem Trauma sowie thorakale Röntgenaufnahmen ausgewertet. Die Ergebnisse sind eindrucksvoll: Katzen mit stumpfem Trauma wiesen ein signifikant höheres mittleres NLR (8,4) auf als gesunde Kontrolltiere (2,3). Besonders auffällig war der Unterschied bei thorakalen Verletzungen – hier lag das NLR im Schnitt bei 9,2, verglichen mit 6,4 bei verletzten Katzen ohne Thoraxtrauma.
Ein Schwellenwert von 4,45 erwies sich als besonders zuverlässig, um zwischen gesunden und verletzten Katzen zu unterscheiden – mit einer Sensitivität von 74 % und einer Spezifität von 71 %. Noch spannender: Das NLR korrelierte direkt mit dem Animal Trauma Triage (ATT)-Score. Je schwerer die Verletzung, desto höher das NLR – von 3,98 (mild) über 13,1 (moderat) bis 28,2 (schwer).
Allerdings warnen die Autoren: Automatisierte Leukozytenzählungen können irreführend sein, da unreife Neutrophile (Bandzellen) fälschlich als Lymphozyten gewertet werden könnten. Daher wird eine manuelle Differenzialblutbildauswertung empfohlen – besonders bei auffälligen oder grenzwertigen Ergebnissen.
Diese Erkenntnisse liefern wertvolle Hinweise für die Notfall- und Intensivmedizin bei Katzen. Ein erhöhter NLR kann dabei helfen, rasch den Schweregrad eines Traumas einzuschätzen – und somit die weitere Versorgung gezielter zu planen.

Was ist das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen?
Das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis (NLR) ist ein einfach zu ermittelnder Laborparameter, der das Verhältnis zweier wichtiger weißer Blutkörperchen im peripheren Blut widerspiegelt: Neutrophile Granulozyten und Lymphozyten. Beide Zelltypen spielen eine zentrale Rolle in der Immunabwehr, erfüllen dabei aber unterschiedliche Aufgaben:
- Neutrophile Granulozyten sind Teil der angeborenen Immunantwort und werden bei akuten Entzündungsreaktionen, Infektionen und Gewebeschäden schnell in großer Zahl mobilisiert. Sie sind sozusagen die „erste Verteidigungslinie“ des Körpers.
- Lymphozyten hingegen gehören zur spezifischen, erworbenen Immunabwehr. Sie sind essenziell bei der Bekämpfung von Viren, bei der Bildung von Antikörpern und bei der langfristigen Immunantwort.
Das NLR ergibt sich ganz einfach aus der Division der Anzahl der Neutrophilen durch die Anzahl der Lymphozyten. Ein Beispiel: Hat ein Patient 7000 Neutrophile und 2000 Lymphozyten pro Mikroliter Blut, beträgt das NLR 3,5.
Wofür wird das NLR in der Humanmedizin genutzt?
In der Humanmedizin hat sich das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis in den letzten Jahren zu einem vielversprechenden prognostischen Marker entwickelt – vor allem, weil es schnell, kostengünstig und in nahezu jedem Blutbild enthalten ist.
1. Entzündung und Infektion
Ein erhöhtes NLR kann auf eine systemische Entzündungsreaktion hinweisen. Deshalb wird es oft als Marker für Entzündungsaktivität genutzt – etwa bei Sepsis, Appendizitis, bakteriellen Infektionen oder auch COVID-19. Studien zeigten, dass Patienten mit einem hohen NLR bei COVID-19 ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf hatten.
2. Kardiovaskuläre Erkrankungen
Ein hohes NLR wurde mit einer schlechteren Prognose bei Patienten mit Herzinfarkt, Herzinsuffizienz oder Schlaganfall in Verbindung gebracht. Es gilt hier als Marker für den Entzündungsstatus und die Schwere des Ereignisses.
3. Onkologie (Krebsmedizin)
Auch in der Krebsmedizin wird das NLR zunehmend beachtet. Zahlreiche Studien zeigen: Ein erhöhtes NLR ist bei vielen Tumorarten mit einer schlechteren Prognose verbunden – unter anderem bei Lungenkrebs, Darmkrebs, Brustkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Hier deutet ein hohes Verhältnis auf eine tumorassoziierte Entzündungsreaktion hin, die das Tumorwachstum und die Metastasierung begünstigen könnte.
4. Chirurgie und Intensivmedizin
In der präoperativen Einschätzung sowie bei kritisch kranken Patienten auf Intensivstationen kann ein auffälliges NLR auf Komplikationen oder ein erhöhtes Sterberisiko hinweisen. Es hilft dabei, Patientengruppen mit erhöhtem Risiko frühzeitig zu identifizieren.
Warum ist das NLR so interessant?
Das Besondere am NLR ist seine einfach zugängliche Aussagekraft: Es wird aus einem normalen Blutbild abgeleitet, das ohnehin bei fast jedem stationären Patienten gemacht wird. Es ist also kein zusätzlicher Test notwendig. Gleichzeitig liefert es einen schnellen Einblick in das Gleichgewicht zwischen akuter Entzündung und spezifischer Immunantwort, was gerade bei akuten Erkrankungen oder Traumata sehr hilfreich sein kann.
Die Humanmedizin hat das Potenzial des NLR bereits erkannt – und nun zeigen auch veterinärmedizinische Studien, dass dieses Verhältnis bei Tieren ebenfalls eine wertvolle diagnostische und prognostische Rolle spielen könnte.
Die Bestimmung des Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnisses (NLR) bei Katzen ist ein einfaches, aber ausgesprochen nützliches diagnostisches Werkzeug, das in der tierärztlichen Praxis immer mehr Beachtung findet – insbesondere bei der Beurteilung von akuten Erkrankungen, Verletzungen oder systemischen Entzündungen.
🔬 Wie wird das NLR bei Katzen bestimmt?
Die Berechnung des NLR erfolgt auf Basis eines vollständigen Blutbildes (CBC, Complete Blood Count). Dieses Blutbild kann entweder mithilfe eines automatischen Hämatologie-Analysegeräts oder manuell erstellt werden. Dabei werden unter anderem die Anzahlen der verschiedenen weißen Blutkörperchen (Leukozyten) differenziert erfasst – darunter insbesondere:
- Neutrophile Granulozyten (auch in stabkernige und segmentkernige unterteilt)
- Lymphozyten
Die eigentliche Berechnung des NLR ist sehr unkompliziert: NLR=Anzahl der NeutrophilenAnzahl der Lymphozyten\text{NLR} = \frac{\text{Anzahl der Neutrophilen}}{\text{Anzahl der Lymphozyten}}NLR=Anzahl der LymphozytenAnzahl der Neutrophilen
Beispiel: Hat eine Katze 8000 Neutrophile/μl und 2000 Lymphozyten/μl, so beträgt das NLR: NLR=80002000=4,0NLR = \frac{8000}{2000} = 4,0NLR=20008000=4,0
Wichtig: Die Genauigkeit des Wertes hängt davon ab, ob die Zellzahlen zuverlässig bestimmt wurden. Automatisierte Geräte können bei abnormalen Blutbildern fehlerhafte Werte liefern, z. B. wenn unreife Neutrophile (Bandzellen) fälschlich als Lymphozyten erkannt werden. Daher empfiehlt sich bei Auffälligkeiten immer eine manuelle Differenzierung durch eine erfahrene Laborfachkraft oder Tierärzt:in.
🐾 Wann ist die Bestimmung des NLR bei Katzen ratsam?
Die Bestimmung des NLR kann in vielen klinischen Situationen wertvolle Hinweise zum Gesundheitszustand einer Katze geben, insbesondere wenn es darum geht, die Schwere einer Erkrankung oder eines Traumas besser einschätzen zu können:
✅ 1. Bei stumpfem Trauma
Wie aktuelle Studien zeigen, ist das NLR bei Katzen mit stumpfen Verletzungen (z. B. Sturz aus großer Höhe, Verkehrsunfall) oft signifikant erhöht. Je höher der NLR-Wert, desto stärker scheint die entzündliche Reaktion – was Rückschlüsse auf das Verletzungsausmaß und die Notwendigkeit intensiver medizinischer Betreuung erlaubt.
✅ 2. Bei Verdacht auf systemische Entzündung oder Infektion
Ein erhöhter NLR kann auf eine systemische Entzündungsreaktion hinweisen, etwa bei bakteriellen Infektionen, Abszessen, Sepsis oder anderen entzündlichen Prozessen. In Verbindung mit weiteren Blutparametern (z. B. Fieber, CRP, Fibrinogen) lässt sich ein umfassendes Bild der Immunlage gewinnen.
✅ 3. Bei chronischen Erkrankungen oder Krebserkrankungen
In der Humanmedizin ist das NLR ein etablierter Marker zur Einschätzung der Prognose bei Tumorerkrankungen. Auch in der Tiermedizin wird dies zunehmend erforscht. Bei Katzen mit Lymphom, Karzinomen oder anderen Neoplasien kann ein auffälliger NLR auf eine Tumor-assoziierte Entzündungsreaktion hindeuten.
✅ 4. Zur Verlaufskontrolle
Das NLR kann auch zur Überwachung von Krankheitsverläufen oder Therapien genutzt werden. Sinkt das Verhältnis im Verlauf der Behandlung, kann das ein Hinweis auf eine Besserung sein – steigt es an, sollte ggf. die Therapie angepasst oder nach Komplikationen gesucht werden.
🧠 Was ist bei der Interpretation zu beachten?
- Das NLR ist kein isolierter Marker, sondern sollte immer im Kontext der klinischen Symptome und anderer Laborwerte betrachtet werden.
- Normbereiche können je nach Labor und Geräteeinstellung variieren. In Studien lagen die NLR-Werte gesunder Katzen im Bereich von etwa 2 bis 3 – deutlich niedrigere Werte als bei traumatisierten oder kranken Katzen.
- Auch Stress (z. B. Tierarztbesuch) kann bei Katzen zu einem vorübergehenden Anstieg der Neutrophilen und Abfall der Lymphozyten führen – was das NLR kurzfristig erhöht, ohne dass eine ernsthafte Erkrankung vorliegt.
Die Bestimmung des Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnisses bei Katzen ist schnell, einfach und kostengünstig – und bietet dennoch eine Vielzahl diagnostischer Möglichkeiten. Ob bei akuten Notfällen, chronischen Erkrankungen oder zur Verlaufskontrolle: Das NLR kann dabei helfen, den Zustand einer Katze besser einzuschätzen, Entscheidungen zu unterstützen und Prognosen genauer zu bewerten. Richtig eingesetzt, ist es ein wertvolles Werkzeug im tierärztlichen Alltag.
Um das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis (NLR) bei Katzen sinnvoll in der Praxis zu nutzen, ist es hilfreich, die Messergebnisse in Kategorien einzuordnen. Auch wenn es bislang keine international einheitlichen Normbereiche für Katzen gibt (wie es in der Humanmedizin teils der Fall ist), liefern aktuelle Studien – wie z. B. die von Doulidis et al. (2024) – gute Anhaltspunkte für eine erste Einschätzung.
Nachfolgend findest du eine übersichtliche Tabelle zur Kategorisierung von NLR-Werten bei Katzen, basierend auf dem derzeitigen Kenntnisstand aus Literatur und klinischer Praxis:
📊 Kategorisierung des NLR bei Katzen
NLR-Wert | Interpretation | Mögliche Bedeutung |
---|---|---|
< 3,0 | Normalbereich (Referenzwert gesunder Katzen) | Gesunde Katze, keine Hinweise auf akute Entzündung oder Stressreaktion |
3,0 – 5,0 | Mild erhöht | Leichte Entzündungsreaktion, Stressantwort, frühes Krankheitsstadium möglich |
5,1 – 10,0 | Mäßig erhöht | Möglicher Hinweis auf systemische Entzündung, Trauma oder Infektion |
10,1 – 20,0 | Deutlich erhöht | Erhebliche Entzündungsreaktion, Trauma mit Komplikationen, schwerere Infektion |
> 20,0 | Stark erhöht / kritisch | Möglicherweise schwere systemische Erkrankung, Sepsis, sehr hoher Entzündungsgrad |
💡 Hinweise zur Anwendung:
- Ein NLR über 4,45 galt in der Studie von Doulidis et al. als Schwellenwert mit guter Sensitivität und Spezifität zur Unterscheidung von verletzten und gesunden Katzen.
- Katzen mit Thoraxtrauma zeigten besonders hohe NLR-Werte (im Median 9,2), während schwer verletzte Katzen (ATT-Score >8) sogar Werte bis über 28,0 aufwiesen.
- Stress (z. B. durch Transport oder Handling) kann das Verhältnis vorübergehend erhöhen, sollte also bei der Interpretation berücksichtigt werden.
🧪 Tipp aus der Praxis:
Wenn ein auffälliger NLR-Wert festgestellt wird, lohnt es sich, zusätzlich andere Entzündungsparameter wie z. B. Fibrinogen, CRP (sofern verfügbar), Temperatur, Allgemeinverhalten und weitere hämatologische Befunde in die klinische Einschätzung mit einzubeziehen.
📊 Entscheidungsbaum: NLR-Bestimmung bei Katzen
< 3,0 = normal
3,0 – 5,0 = leicht erhöht
5,1 – 10,0 = mäßig erhöht
10,1 – 20,0 = deutlich erhöht
> 20,0 = stark erhöht
🔹 Suche nach Entzündungsquelle / Trauma
🔹 Intensivüberwachung erwägen
🔹 Weitere Diagnostik einleiten (z. B. Röntgen, CRP, Ultraschall)
🔹 Verlaufskontrolle planen
✅ Was diese Grafik bietet:
- Übersichtlicher Entscheidungsbaum: Führt durch die wichtigsten Fragen & Handlungen.
- Praxistauglich: Ideal für Tierärzt:innen zur Kommunikation im Team oder mit Tierhalter:innen.
Hier sind 5 häufig gestellte Fragen (FAQ) rund um das Thema Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis (NLR) bei Katzen
Was genau sagt das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis (NLR) über die Gesundheit meiner Katze aus?
Das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis (NLR) ist ein indirekter Marker für den Zustand des Immunsystems Ihrer Katze. Es beschreibt das Verhältnis zwischen zwei wichtigen Zelltypen im Blut: den Neutrophilen, die vorrangig auf akute Entzündungen und Gewebeschäden reagieren, und den Lymphozyten, die eher für die gezielte, adaptive Immunabwehr zuständig sind – etwa bei viralen Infektionen oder langfristigen Immunantworten.
Ein erhöhter NLR-Wert bedeutet in der Regel, dass der Körper Ihrer Katze auf eine akute Belastung oder Entzündung reagiert – sei es durch ein Trauma, eine Infektion, Stress oder eine andere systemische Erkrankung. Gleichzeitig kann ein Abfall der Lymphozyten ein Hinweis auf eine Schwächung der spezifischen Immunabwehr sein, wie es bei starker körperlicher Belastung, chronischem Stress oder immunmodulatorischen Erkrankungen vorkommen kann.
Ein niedriger oder normaler NLR-Wert spricht hingegen meist dafür, dass das Immunsystem in einem gesunden Gleichgewicht arbeitet. Das macht das NLR zu einem wertvollen Baustein in der Beurteilung des Allgemeinzustands einer Katze – insbesondere in der Notfall- oder Intensivmedizin.
Wann sollte das NLR bei meiner Katze bestimmt werden? Gibt es typische Situationen oder Symptome?
Die Bestimmung des NLR ist besonders dann sinnvoll, wenn der Verdacht auf eine akute oder systemische Erkrankung besteht oder wenn Ihre Katze kürzlich ein stumpfes Trauma (z. B. Sturz, Unfall) erlitten hat. Auch in Fällen, in denen Ihre Katze plötzlich apathisch wirkt, Fieber hat, nicht frisst oder schwer atmet, kann das NLR helfen, die Ursachen besser einzugrenzen.
Typische Situationen für eine NLR-Bestimmung sind unter anderem:
Nach Stürzen oder Unfällen, bei denen innere Verletzungen nicht ausgeschlossen werden können
Bei ungeklärten Entzündungszeichen oder Verdacht auf Infektion (z. B. Fieber unbekannter Ursache)
Bei chronischen Erkrankungen, z. B. Krebserkrankungen, entzündlichen Darmerkrankungen oder Autoimmunprozessen
Zur Therapiekontrolle, um zu sehen, wie der Körper auf Medikamente oder Behandlungen reagiert
Bei intensivmedizinischen Patienten, um den Verlauf der Erkrankung zu überwachen
Das NLR kann also ein wertvoller Bestandteil der Diagnostik sein – es ersetzt jedoch niemals die klinische Untersuchung oder andere Labor- und Bildgebungsverfahren. Es hilft dabei, Frühwarnzeichen ernst zu nehmen und weitere diagnostische Schritte gezielter einzuleiten.
Welche Ursachen kann ein erhöhter NLR-Wert bei meiner Katze haben?
Ein erhöhter NLR-Wert bei einer Katze kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Grundsätzlich weist ein hohes NLR darauf hin, dass im Körper eine verstärkte Entzündungs- oder Stressreaktion abläuft. Im Detail kommen folgende Ursachen infrage:
Akutes Trauma: z. B. nach einem Sturz aus großer Höhe (High-Rise-Syndrom), einem Verkehrsunfall oder einer Beißerei
Infektionen: bakterielle Infektionen (z. B. Abszesse, Lungenentzündung), virale Erkrankungen mit sekundärer bakterieller Komponente
Stressreaktionen: Transport, Tierarztbesuch, starke Schmerzen – all das kann kurzfristig das NLR erhöhen
Chronische Entzündung: z. B. bei chronischer Enteritis, Pankreatitis oder immunvermittelten Erkrankungen
Neoplasien (Krebserkrankungen): Einige Tumore führen zu einer systemischen Entzündungsantwort, die das NLR erhöht
Medikamente oder hormonelle Störungen: Kortisonbehandlungen oder Schilddrüsenprobleme können das Verhältnis beeinflussen
Sepsis oder Multiorganversagen: In sehr schweren Fällen kann ein extrem hohes NLR auch auf eine systemische Entgleisung hindeuten
Wichtig ist, dass ein einzelner hoher NLR-Wert kein Diagnoseschluss ist, sondern ein Signal, dass genauer hingeschaut werden sollte – ggf. durch weitere Untersuchungen wie Röntgen, Ultraschall, CRP-Bestimmung oder Fibrinogenmessung.
Gibt es Normwerte für das NLR bei Katzen? Und ab wann sollte man sich Sorgen machen?
Es gibt keine starren, international gültigen Normwerte für das NLR bei Katzen, da der Wert je nach Alter, Gesundheitszustand, Stresslevel und Untersuchungsmethode variieren kann. Studien mit gesunden Katzen zeigen jedoch, dass der Normalbereich etwa bei einem NLR von 2,0 bis 3,0 liegt.
Basierend auf klinischer Erfahrung und aktuellen Forschungsdaten (z. B. Doulidis et al., 2024) lassen sich folgende Orientierungsbereiche ableiten:
NLR-Wert
Einschätzung
Unter 3,0
Normalbereich
3,0 – 5,0
Leicht erhöht – Beobachtung empfohlen
5,1 – 10,0
Mäßig erhöht – mögliche Entzündung
10,1 – 20,0
Deutlich erhöht – genaue Abklärung nötig
Über 20,0
Stark erhöht – möglicher Notfall
Ein Wert über 4,45 wurde in der genannten Studie bereits als relevant erhöhter Grenzwert für Katzen mit Trauma erkannt. Wenn ein solcher Wert gemessen wird, sollte stets nach einer körperlichen Ursache gesucht und ggf. eine engmaschige Überwachung eingeleitet werden.
Kann das NLR auch für Verlaufskontrollen bei kranken Katzen verwendet werden?
Ja, das NLR eignet sich hervorragend für die Verlaufskontrolle – insbesondere bei Katzen, die aufgrund von Trauma, Infektion oder chronischen Erkrankungen behandelt werden. Der Verlauf des NLR über mehrere Tage oder Wochen kann dabei helfen, die Wirkung einer Therapie einzuschätzen oder frühzeitig Komplikationen zu erkennen.
Ein Beispiel: Eine Katze mit schwerem Thoraxtrauma hat initial ein NLR von 15. Nach 3 Tagen intensiver Therapie sinkt der Wert auf 7, nach einer Woche auf 3,5. Das spricht für eine positive Entwicklung und Rückgang der Entzündungsaktivität. Bleibt das NLR jedoch hoch oder steigt erneut an, könnte das auf Komplikationen wie Infektionen, Pleuraerguss oder Stress durch Schmerzen hinweisen.
Wichtig ist: Der NLR-Verlauf sollte nicht isoliert betrachtet werden, sondern immer im Zusammenhang mit den klinischen Symptomen, Vitalparametern und anderen Laborwerten (z. B. Temperatur, Fressverhalten, CRP, Fibrinogen, Leberwerte usw.). Dennoch kann er ein sehr praktisches und schnelles Frühwarnsystem sein – gerade bei intensiv betreuten Katzen oder solchen mit hohem Risiko.
Zusammenfassung Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen
Das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen entwickelt sich zunehmend zu einem wertvollen diagnostischen und prognostischen Marker in der Kleintiermedizin. Während es in der Humanmedizin bereits seit Jahren erfolgreich eingesetzt wird, um entzündliche Prozesse, Stressreaktionen und Krankheitsverläufe zu beurteilen, wird auch das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen immer stärker in den Fokus der Forschung und klinischen Anwendung gerückt.
Das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen basiert auf der Bestimmung zweier wichtiger Zelltypen im Blutbild: den Neutrophilen und den Lymphozyten. Bei gesunden Tieren befindet sich das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen im Bereich von etwa 2 bis 3. Steigt dieses Verhältnis an, weist es auf eine Überwiegen der unspezifischen Immunantwort hin, wie sie bei Infektionen, Traumata oder systemischem Stress auftritt. Somit kann ein erhöhtes Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen ein Frühwarnzeichen für entzündliche oder kritische Prozesse im Körper sein.
Besonders nach stumpfen Traumata – etwa nach einem Sturz, einem Autounfall oder anderen Verletzungen – zeigt das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen eine klare Korrelation mit dem Schweregrad des klinischen Bildes. In einer retrospektiven Studie mit 177 Katzen wurde festgestellt, dass das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen bei schwer verletzten Tieren deutlich höher lag als bei leicht verletzten oder gesunden Tieren.
Ein spezifischer Grenzwert von 4,45 für das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen konnte mit guter Sensitivität und Spezifität zwischen gesunden und verletzten Tieren differenzieren. Besonders bei Thoraxtraumata stieg das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen signifikant an. Daher wird empfohlen, das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen nicht nur zur Ersteinschätzung, sondern auch zur Verlaufskontrolle bei Patienten mit internistischen oder traumatologischen Problemen zu nutzen.
Darüber hinaus kann das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen wichtige Hinweise im Umgang mit chronischen Entzündungen, immunvermittelten Erkrankungen und sogar Tumorerkrankungen geben. Studien zeigen, dass das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen bei Neoplasien oft deutlich erhöht ist – ein Zeichen dafür, dass auch tumorassoziierte Entzündungen eine Rolle spielen.
Für Tierärztinnen und Tierärzte ist es daher hilfreich, das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen im diagnostischen Werkzeugkasten zu verankern. Da es auf Basis eines einfachen Blutbildes berechnet wird, ist das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen kostengünstig und schnell verfügbar – ohne zusätzliche Laborkosten oder Wartezeiten. Wichtig ist jedoch, dass bei auffälligen Werten eine manuelle Differenzierung empfohlen wird, um Fehlinterpretationen durch maschinelle Zählungen zu vermeiden. Denn nur so kann das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen wirklich zuverlässig bewertet werden.
In der Notfallmedizin liefert das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen zudem rasche Hinweise, welche Tiere potenziell intensivmedizinisch betreut werden sollten. Auch bei der Einschätzung der Prognose kann das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen von Bedeutung sein – insbesondere in Kombination mit weiteren Parametern wie dem Animal Trauma Triage (ATT)-Score oder Entzündungsmarkern wie Fibrinogen oder CRP.
Ein entscheidender Vorteil: Das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen lässt sich über die Zeit hinweg verfolgen. Bei stationären Patienten kann man durch wiederholte Blutbilder erkennen, ob sich das Verhältnis verbessert oder verschlechtert – und damit Rückschlüsse auf den Therapieverlauf ziehen. Wenn das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen sinkt, kann das auf eine erfolgreiche Behandlung hinweisen; bleibt es hoch oder steigt weiter an, ist besondere Wachsamkeit gefragt.
Auch Tierhalter:innen profitieren von einer einfachen Erklärung des Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnisses bei Katzen, da es hilft, die Notwendigkeit von Diagnostik oder stationärer Überwachung verständlicher zu machen. Gerade in der Kommunikation rund um schwer kranke Tiere kann das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen dabei unterstützen, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen ist ein unkomplizierter, aber hoch informativer Marker für den Gesundheitszustand. Es kann bei akuten und chronischen Erkrankungen, in der Notfallversorgung sowie in der Verlaufskontrolle wertvolle Dienste leisten. Die zunehmende klinische und wissenschaftliche Relevanz zeigt, dass das Neutrophil-Lymphozyten-Verhältnis bei Katzen in der modernen Tiermedizin seinen festen Platz gefunden hat – und in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird.
Weiterführende Quellen:
- Ay CD. Neutrophil to lymphocyte ratio as a prognostic biomarker in puppies with acute diarrhea. J Vet Emerg Crit Care (San Antonio). 2022;32(1):83-89. doi:10.1111/vec.13159
- Conway EA, Del Valle CP, Waugh EM, French A, Ridyard AE. Retrospective investigation of the neutrophil-to-lymphocyte ratio in dogs with pneumonia: 49 cases (2011-2016). J Vet Emerg Crit Care (San Antonio). 2021;31(4):490-497. doi:10.1111/vec.13067
- Johnson MM, Gicking JC, Keys DA. Evaluation of red blood cell distribution width, neutrophil-to-lymphocyte ratio, and other hematologic parameters in canine acute pancreatitis. J Vet Emerg Crit Care (San Antonio). 2023;33(5):587-597. doi:10.1111/vec.13325
- Dourmashkin LH, Lyons B, Hess RS, Walsh K, Silverstein DC. Evaluation of the neutrophil-to-lymphocyte and platelet-to-lymphocyte ratios in critically ill dogs. J Vet Emerg Crit Care (San Antonio). 2023;33(1):52-58. doi:10.1111/vec.13269