Zoonosen in der Tiermedizin: Die 5 wichtigsten Übertragungswege und wie Sie sich schützen

Inspiriert vom Artikel von Dr. J. Scott Weese, Ontario Veterinary College, Guelph, Kanada

Ob Hund, Katze oder exotisches Heimtier – in jeder tierärztlichen Praxis besteht das Risiko, mit Erregern in Kontakt zu kommen, die auch den Menschen krank machen können. Diese sogenannten Zoonosen reichen von leicht behandelbaren Hautpilzerkrankungen bis hin zu lebensbedrohlichen Infektionen wie der Tollwut. Was viele vergessen: Auch scheinbar gesunde Tiere können Krankheitserreger ausscheiden und andere gefährden – unbemerkt und ohne klinische Symptome.

Doch es gibt gute Nachrichten: Wenn wir die Wege verstehen, über die sich zoonotische Erreger übertragen, können wir gezielte Schutzmaßnahmen ergreifen – und das Risiko für uns selbst, unser Team und die Tierhalterinnen und Tierhalter deutlich senken.

In diesem Artikel stellen wir Ihnen die fünf häufigsten Übertragungswege zoonotischer Erkrankungen in der Veterinärmedizin vor. Für jeden Weg zeigen wir die wichtigsten Risiken auf, benennen relevante Erreger und geben Ihnen konkrete Tipps zur Vorbeugung. Los geht’s:

Zoonosen in der Tiermedizin
Zoonosen in der Tiermedizin 2

1. Direkter Kontakt – wenn Nähe zur Gefahr wird

Wo liegt das Risiko?

Der direkte Kontakt mit Haut, Schleimhäuten, Speichel, Urin oder anderen Körperflüssigkeiten eines Tieres kann zur Übertragung verschiedenster Krankheitserreger führen. Dabei genügt es oft schon, dass die Erreger über kleinste, nicht sichtbare Hautverletzungen (Mikroabrasionen) oder Schleimhäute in den Körper gelangen. Besonders gefährdet sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem – also Kinder, Schwangere, ältere Menschen oder Personen unter immunsuppressiver Therapie.

Beispiele für übertragbare Erreger:

  • Pasteurella spp., Staphylococcus spp., Escherichia coli (auch multiresistente Varianten wie MRSA)
  • Leptospiren durch Urinkontakt
  • Brucella canis bei Kontakt mit Fruchtwasser, Plazenta oder Sperma
  • Dermatophyten (Hautpilze) durch bloßen Hautkontakt

Was schützt wirklich?

  • Immer geeignete persönliche Schutzausrüstung tragen: Laborkittel, Handschuhe, ggf. Schutzbrille
  • Hände waschen – und zwar regelmäßig, gründlich und nach jedem Tierkontakt
  • Schulung aller Mitarbeitenden zum sicheren Umgang mit Risikopatienten

2. Tröpfchen und Aerosole – unsichtbare Gefahr durch die Luft

Wo liegt das Risiko?

Erreger können auch durch winzige Tröpfchen in der Atemluft übertragen werden – etwa beim Husten, Niesen oder sogar beim Sprechen. In der Praxis entstehen solche Aerosole oft unbemerkt, etwa bei bestimmten diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen.

Beispiele für übertragbare Erreger:

  • Bordetella bronchiseptica (Zwingerhusten) – auch bei symptomlosen Tieren
  • Coxiella burnetii (Q-Fieber), v. a. bei gebärenden Katzen
  • SARS-CoV-2 – dokumentierte Übertragung von Katze auf Mensch
  • Yersinia pestis (Pest) – selten, aber regional relevant

Was schützt wirklich?

  • Tragen von Schutzmasken – idealerweise FFP2/N95 bei Verdacht auf hochinfektiöse Erreger
  • Augenschutz nicht vergessen – über Schleimhäute im Auge können Erreger ebenfalls eindringen
  • Abstand halten, Räume regelmäßig lüften
  • Tiere mit Atemwegssymptomen möglichst isolieren

3. Nadelstichverletzungen – oft unterschätzt, mit ernsten Folgen

Wo liegt das Risiko?

Verletzungen durch Nadeln und andere scharfe Instrumente sind im hektischen Praxisalltag leider häufig. Neben der Verletzung selbst besteht dabei das Risiko, Krankheitserreger direkt ins Gewebe einzubringen – sowohl von Tier als auch Mensch.

Beispiele für übertragbare Erreger:

  • Staphylococcus aureus (auch MRSA)
  • Bartonella spp. – bekannt durch Katzenkratzkrankheit, aber auch über Nadelstiche übertragbar
  • Leishmania spp., Blastomyces spp. – vor allem bei Aspirationsverfahren

Was schützt wirklich?

  • Keine Nadeln mit der Hand recapppen – wenn notwendig, dann mit Einhandtechnik oder Hilfsmittel
  • Entsorgung direkt nach Gebrauch in geprüfte Sicherheitsbehälter
  • Alle Nadelstichverletzungen dokumentieren und analysieren
  • Verwendung sicherheitsoptimierter Instrumente (z. B. selbsttätig verschließbare Nadeln)

4. Biss- und Kratzverletzungen – kleine Wunden mit großem Risiko

Wo liegt das Risiko?

Ein Biss oder Kratzer ist schnell passiert – sei es bei einer Blutabnahme oder beim Trimmen der Krallen. Die mechanische Verletzung ist dabei das eine, das viel größere Risiko liegt aber in den Erregern, die dabei übertragen werden können.

Beispiele für übertragbare Erreger:

  • Rabiesvirus (Tollwut) – in betroffenen Regionen immer beachten
  • Capnocytophaga canimorsus – kann bei immungeschwächten Personen tödlich verlaufen
  • Streptobacillus moniliformis – Erreger des Rattenbissfiebers
  • Diverse Pilze und Bakterien aus der Maulflora des Tieres

Was schützt wirklich?

  • Bissrisiken erkennen und frühzeitig deeskalierend handeln
  • Nach einem Biss: Sofortiges, gründliches Spülen der Wunde und ärztliche Abklärung
  • Prophylaktische Antibiotikagabe bei Risikopatient:innen oder bestimmten Lokalisationen
  • Immer dokumentieren und gegebenenfalls Gesundheitsamt informieren

5. Fäkal-orale Übertragung – mehr als nur ein Hygieneproblem

Wo liegt das Risiko?

Kot ist ein bedeutender Überträger zoonotischer Erreger – insbesondere bei jungen Tieren oder Tieren mit Durchfall. Dabei erfolgt die Übertragung häufig indirekt: über kontaminierte Hände, Oberflächen oder sogar über Stifte, Smartphones oder Futter.

Beispiele für übertragbare Erreger:

  • Campylobacter spp., Salmonella spp. – häufig bei Jungtieren
  • Giardia spp. – oft nicht zoonotisch, aber potenziell übertragbar
  • Echinococcus multilocularis – v. a. bei Fuchskontakt
  • Multiresistente Darmkeime – zunehmend problematisch

Was schützt wirklich?

  • Handschuhe und ggf. Schutzkleidung bei Kotkontakt
  • Tiere mit Durchfall isolieren, gründlich reinigen und desinfizieren
  • Keine menschlichen Lebensmittel in der Nähe von tierischen Proben lagern
  • Keine Geräte (z. B. Stifte, Telefone) mit kontaminierten Handschuhen berühren

🦠 Weitere wichtige Zoonosen in der Kleintierpraxis – was Sie unbedingt kennen sollten

Neben den fünf Hauptübertragungswegen gibt es eine Vielzahl zoonotischer Erkrankungen, die in der Kleintierpraxis auftreten können – teils selten, aber mit zum Teil gravierenden Folgen für den Menschen. Nachfolgend finden Sie alle weiteren Zoonosen aus dem Fachdokument im Überblick:


🦜 Aviäre Influenza ("Geflügelpest")

Erreger: Hochpathogene aviäre Influenzaviren
Übertragung: Aerogen bei engem Kontakt zu infizierten Vögeln
Häufigkeit: Selten
Symptome beim Menschen: Schwere grippeähnliche Erkrankung mit potenziell tödlichem Verlauf
Bemerkung: Hochansteckende Tierseuche – v. a. relevant in der Vogelhaltung und im Tierschutz


🦠 Tularämie ("Hasenpest")

Erreger: Francisella tularensis
Übertragung: Durch Zecken, direkten Tierkontakt, Inhalation infektiöser Partikel
Häufigkeit: Sehr selten, aber importbedingt zunehmend
Symptome beim Menschen: Ulzeroglanduläre Form, Pneumonie, Bauchschmerzen, Fieber, Lymphknotenschwellung
Bemerkung: Auch Hund und Katze können Erreger übertragen – bei Verdacht Schutzmaßnahmen intensivieren


🧬 Tuberkulose

Erreger: Mycobacterium tuberculosis, M. bovis
Übertragung: Aerogen, Kontakt zu Ausscheidungen
Häufigkeit: Sehr selten
Symptome beim Menschen: Lungenbefall, pyogranulomatöse Entzündungen in verschiedenen Organen
Bemerkung: Zoonotisches Risiko bei Kontakt zu infizierten Exoten oder Vögeln, besonders in Tierschutzeinrichtungen


🧫 Yersiniose

Erreger: Yersinia enterocolitica, Y. pseudotuberculosis
Übertragung: Fäkal-oral, v. a. durch Nager, Katzen, Vögel
Häufigkeit: Selten
Symptome beim Menschen: Lymphadenitis, Fieber, Pharyngitis, in schweren Fällen auch Arthritis, Iritis, Hautausschläge
Bemerkung: Hygienemaßnahmen beim Umgang mit Exkrementen besonders wichtig


🧟 Newcastle Disease

Erreger: Newcastle-Disease-Virus
Übertragung: Aerogen, Kontakt mit Bindehautsekret infizierter Vögel
Häufigkeit: Sehr selten beim Menschen
Symptome beim Menschen: Bindehautentzündung, lokale Lymphknotenschwellung
Bemerkung: Hochansteckend für Vögel, meldepflichtig – bei Kontakt Schutzbrille verwenden


📉 Canine Brucellose

Erreger: Brucella canis
Übertragung: Kontakt mit Abortmaterial oder Geschlechtssekreten, selten auch aerogen
Häufigkeit: Sehr selten in Mitteleuropa – häufig importbedingt
Symptome beim Menschen: Oft asymptomatisch, möglich sind Fieber, Organschwellungen, grippeähnliche Symptome
Bemerkung: Vor allem bei Tieren aus dem Ausland an die Differentialdiagnose denken


Diese Liste zeigt deutlich: Auch seltene Zoonosen sollten in der Kleintierpraxis nicht unterschätzt werden. Viele dieser Erkrankungen treten nur in bestimmten Regionen oder bei bestimmten Tierarten auf – doch im Zeitalter der Globalisierung, Tierimporte und Tierschutztransporte gewinnen sie auch in mitteleuropäischen Praxen an Bedeutung.


🧾 Empfohlene Schutzstrategien für den Praxisalltag

  • Verdachtsfälle isolieren und möglichst wenige Personen involvieren
  • Schutzausrüstung konsequent tragen (Kittel, Handschuhe, ggf. Maske und Schutzbrille)
  • Hygiene- und Desinfektionspläne regelmäßig schulen und kontrollieren
  • Reisehistorie, Herkunft und Haltungsbedingungen der Tiere im Anamnesegespräch aktiv erfragen
  • Besonders gefährdete Personen im Team (Schwangere, Immunsupprimierte) schützen oder Aufgaben anpassen

🧑‍⚕️ Zoonosen in der Kleintierpraxis: Wie gefährlich sind sie wirklich?

Die tierärztliche Tätigkeit bringt täglich ein gewisses Maß an gesundheitlichem Risiko mit sich – viele dieser Risiken sind routiniert beherrschbar, andere jedoch werden unterschätzt oder gar übersehen. Zoonosen zählen hierbei zu den am meisten verkannten Gefahren. Zwar kommt es nur selten zu schwerwiegenden Zwischenfällen, doch gerade in hektischen Praxisabläufen, bei mangelhafter Schutzkleidung oder unzureichender Hygiene kann es rasch zu Übertragungen kommen.

Im Folgenden findest du eine praxisnahe Einschätzung der Gefährlichkeit zoonotischer Erkrankungen – unterteilt in drei Relevanzkategorien:


🔴 Hohes Risiko – häufig oder besonders gefährlich für Menschen

Diese Erreger stellen eine klare Gefahr im Praxisalltag dar – entweder weil sie regelmäßig auftreten, hochansteckend oder in bestimmten Fällen tödlich verlaufen können.

ErkrankungGefährdungBemerkung
Tollwut (Lyssavirus)Lebensbedrohlich, keine HeilungZum Glück in Mitteleuropa sehr selten, aber bei Importen relevant. Bisse immer ernst nehmen.
Leptospirose (Leptospira spp.)Schwere systemische Erkrankung möglichÜbertragung über Urin – hohes Risiko bei infizierten, asymptomatischen Hunden.
Q-Fieber (Coxiella burnetii)Hochinfektiös über AerosoleBesonders bei gebärenden Katzen und Nagern – auch ohne Symptome übertragbar.
Psittakose (Chlamydia psittaci)Lungenentzündungen, Myokarditis, schwerer Verlauf möglichHochrelevant bei Vogelkontakt – Schutzmaßnahmen dringend nötig.
Bartonellose (Katzenkratzkrankheit)Häufig, besonders gefährlich bei ImmunsupprimiertenKommt regelmäßig vor – Kratzer und Bisse nicht unterschätzen.
Salmonellose / CampylobacterioseMagen-Darm-Erkrankungen mit KomplikationenBesonders problematisch bei Reptilien, Jungtieren und Durchfallpatienten.
Toxoplasmose (T. gondii)Gefahr für Schwangere (Abort, Fehlbildungen)Bei Kontakt mit Katzenkot hohe Relevanz.

👉 Praxisempfehlung:
Diese Erkrankungen sollten in der täglichen Praxis bei Risikopatienten und -situationen stets präsent sein. Schutzmaßnahmen wie Handschuhe, Masken, Isolation und konsequente Hygiene sind hier nicht optional, sondern notwendig.


🟠 Mittleres Risiko – situationsbedingt bedeutsam, selten schwerwiegend

Diese Zoonosen kommen gelegentlich vor, sind meist gut behandelbar, erfordern aber bei bestimmten Patientengruppen oder Umständen erhöhte Aufmerksamkeit.

ErkrankungGefährdungBemerkung
Dermatophytose (Hautpilze)Meist harmlos, aber lästig & langwierigHäufig bei Katzen, Jungtieren – leicht übertragbar über Kontakt oder Umgebung.
Echinokokkose (E. multilocularis)Langsamer, aber potenziell tödlicher VerlaufÜbertragung v. a. durch kontaminierte Umgebung oder Fell.
YersinioseMeist mild, aber mit Komplikationen möglichFäkal-oral – v. a. bei Katzen, Vögeln, Nagern.
Cryptosporidiose / GiardioseDurchfall, DehydrierungHäufiger bei Jungtieren, immunschwache Menschen besonders betroffen.
SporotrichoseHaut- und LymphknotenbeteiligungSelten, aber bei immungeschwächten Personen langwieriger Verlauf.

👉 Praxisempfehlung:
Hier sind gezielte Hygienemaßnahmen (z. B. Reinigung, Handschuhe bei Durchfallpatienten) meist ausreichend. Bei immungeschwächten Mitarbeiter:innen oder Tierhalter:innen ist jedoch besondere Vorsicht geboten.


🟢 Niedriges Risiko – selten oder nur unter besonderen Umständen gefährlich

Diese Erreger sind entweder sehr selten oder nur unter bestimmten Bedingungen für den Menschen problematisch. Dennoch sollten sie im Hintergrund bekannt sein – v. a. bei Reiseanamnesen oder Tierimporten.

ErkrankungGefährdungBemerkung
Canine Brucellose (B. canis)Häufig asymptomatischMeist importbedingt – bei ungeklärten Aborten an Brucellose denken.
Tularämie (Francisella tularensis)Schwerer Verlauf möglichKaum praxisrelevant – v. a. bei Hasenartigen.
Newcastle Disease VirusMilde BindehautentzündungFür den Menschen harmlos, aber für Vögel hochansteckend.
Aviäre Influenza (HPAI)Schwerer Verlauf theoretisch möglichIn Europa bisher Einzelfälle – Schutz bei Vogelkontakt empfehlenswert.
Tuberkulose (M. bovis / tuberculosis)Organbeteiligung, seltenRisiko steigt bei Exoten, Wildtieren, Auslandstieren.

👉 Praxisempfehlung:
Diese Erkrankungen sollten bei konkretem Verdacht (z. B. Tierschutzimport, Reise, ungewöhnliche Symptome) differentialdiagnostisch mitgedacht werden. Im Alltag sind sie eher selten, aber bei Ausbrüchen wichtig zu erkennen.

Häufige FAQs zu Zoonosen in der Tiermedizin

Wie erkenne ich, ob ein Tier eine Zoonose trägt, wenn es keine Symptome zeigt?

Das ist eine der größten Herausforderungen in der Kleintierpraxis – denn viele Tiere, die zoonotische Erreger ausscheiden, zeigen keinerlei klinische Symptome. Man spricht hier von asymptomatischen Trägern. Beispiele sind Katzen mit Toxoplasma gondii, Hunde mit Leptospira spp. oder Papageien mit Chlamydia psittaci. Diese Tiere wirken gesund, können aber Erreger über Urin, Kot, Speichel oder Aerosole verbreiten.
In der Praxis ist daher die Anamnese ein zentraler Schlüssel zur Risikoeinschätzung:
Stammt das Tier aus dem Ausland, aus dem Tierschutz oder einer Sammelhaltung?
Gab es kürzlich eine Geburt, Aborte oder Unsauberkeit?
Zeigt ein anderes Tier im Haushalt Symptome?
Liegt eine bekannte Immunschwäche oder Schwangerschaft beim Tierhalter vor?
Ergänzend hilft die Einschätzung anhand von Haltungsbedingungen, Tierart und Alter (z. B. sind junge Tiere häufiger Ausscheider von Campylobacter spp. oder Giardia spp.). Bei Verdacht auf eine mögliche Zoonose – auch ohne Symptome – ist die Anwendung von Standardhygienemaßnahmen wie Handschuhe, Schutzkleidung und Desinfektion unerlässlich.

Was muss ich tun, wenn ich von einem Patienten gebissen oder gekratzt werde?

Biss- und Kratzverletzungen sind nicht nur schmerzhaft, sondern bergen ein hohes Risiko für Infektionen – sowohl bakterieller als auch viraler Natur. Selbst kleine, oberflächliche Verletzungen können zu schwerwiegenden Komplikationen führen, insbesondere bei immungeschwächten Personen.
Folgende Maßnahmen sollten sofort ergriffen werden:
Erste Hilfe:
Die Wunde sofort und gründlich unter fließendem Wasser spülen (mindestens 5 Minuten).
Wunde mit antiseptischer Lösung (z. B. PVP-Jod, Octenidin) desinfizieren.
Keine Salben oder Wundverschlüsse anwenden, solange keine ärztliche Beurteilung erfolgt ist.
Dokumentation:
Den Vorfall dokumentieren: Uhrzeit, Tierdaten, Art der Verletzung.
Meldepflicht prüfen (z. B. bei möglicher Tollwutexposition).
Ärztliche Vorstellung:
Bei tiefen Wunden, Risikopatient:innen oder unklarem Impfstatus des Tieres ist eine ärztliche Abklärung ratsam.
Eine postexpositionelle Prophylaxe (z. B. bei Verdacht auf Tollwut) kann notwendig sein.
Tetanusschutz & weitere Impfungen:
Tetanusschutz überprüfen – bei Bedarf auffrischen lassen.
Hepatitis- oder Tollwutimpfungen je nach Region und Tätigkeit erwägen.
Pro-Tipp: In der Praxis sollte immer ein standardisierter Ablaufplan für Bissverletzungen vorhanden sein, inklusive Erste-Hilfe-Material, Kontaktdaten für die Meldung und ärztliche Stellen.

Welche Zoonosen sind besonders gefährlich für Schwangere oder immungeschwächte Personen?

Bei Schwangeren, älteren Menschen, Kindern und immunsupprimierten Patient:innen (z. B. durch Erkrankung oder Medikamente) besteht ein erhöhtes Risiko für schwere oder atypische Verläufe zoonotischer Infektionen. Einige Erreger, die beim gesunden Erwachsenen nur milde Beschwerden auslösen, können in diesen Gruppen lebensbedrohlich sein oder zu Komplikationen führen.
Hochrelevante Zoonosen in diesem Zusammenhang sind:
Toxoplasmose: Bei Erstinfektion in der Schwangerschaft kann es zu Fehlgeburt, Missbildungen oder neurologischen Schäden beim Fötus kommen.
Listeriose & Leptospirose: Schwere systemische Infektionen mit Fieber, Sepsis, Organbeteiligung möglich.
Bartonellose: „Katzenkratzkrankheit“ kann bei immunsupprimierten Personen zu chronischen Verläufen mit Fieber, Hepatitis oder Endokarditis führen.
Cryptosporidiose & Giardiose: Langanhaltender Durchfall, starker Flüssigkeitsverlust und Gewichtsverlust möglich.
Echinokokkose: Lange symptomlos, aber potenziell lebensgefährlich durch Organzysten.
Praxisempfehlung:
Sobald bekannt ist, dass eine Mitarbeiterin schwanger ist oder jemand im Team oder unter den Tierhalter:innen immungeschwächt ist, sollten diese Personen nicht mit Risikopatienten (z. B. Tiere mit Durchfall, ungeklärten Wunden, Geburt, Auslandstiere) arbeiten. Zusätzlich sollten sie strikt hygienisch geschult sein und keine Tätigkeiten mit direktem Kot-, Blut- oder Schleimhautkontakt ausführen.

Welche Schutzmaßnahmen sind im Praxisalltag wirklich wirksam – auch wenn es mal schnell gehen muss?

Der Alltag in der Tierarztpraxis ist oft hektisch – da wirken Schutzmaßnahmen manchmal wie eine zusätzliche Belastung. Doch gerade in solchen Momenten passieren die meisten Zwischenfälle. Die gute Nachricht: Schon einfache Maßnahmen können einen großen Unterschied machen.
Diese Schutzstrategien haben sich als besonders effektiv erwiesen:
Einweg-Handschuhe: Immer tragen bei Kontakt mit Körperflüssigkeiten, Durchfall, Wunden oder bei der Kotentnahme.
Händehygiene: Gründliches Händewaschen oder alkoholische Händedesinfektion zwischen jedem Patienten – auch wenn Handschuhe getragen wurden.
Schutzkittel & Überschuhe: Besonders in Station, Labor oder bei infektionsverdächtigen Patienten.
Masken & Schutzbrille: Bei Patienten mit Atemwegserkrankungen, bei der Geburt, oder wenn ein Zoonoserisiko vermutet wird.
Trennung von Menschlichem und Tierischem: Niemals Lebensmittel, Getränke oder persönliche Gegenstände in Behandlungsräumen.
Regelmäßige Reinigung & Desinfektion: Oberflächen, Tische, Instrumente – besonders nach infektiösen Patienten.
Informationsfluss im Team: Wer ist gefährdet? Wer hatte Kontakt mit welchem Tier? Wer braucht besondere Vorsicht?
Tipp: Standardarbeitsanweisungen (SOPs) in der Praxis schaffen Klarheit – besonders für neue Mitarbeitende oder in Stresssituationen.

Wann muss ich eine zoonotische Erkrankung melden – und an wen?

In Deutschland (und auch in der Schweiz und Österreich) unterliegen einige Zoonosen der Meldepflicht nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) oder veterinärrechtlichen Vorgaben. Das bedeutet: Wenn ein Verdachtsfall, eine bestätigte Infektion oder ein positiver Nachweis vorliegt, müssen bestimmte Stellen informiert werden, in der Regel das zuständige Gesundheits- oder Veterinäramt.
Meldepflichtig (je nach Region) sind unter anderem:
Tollwut – sofortige Meldepflicht bei Verdacht oder Kontakt
Psittakose (Ornithose) – meldepflichtig beim Verdacht durch Vogelkontakt
Q-Fieber, Tularämie, Salmonellose, Leptospirose – bei Mensch & Tier relevant
Echinokokkose – v. a. bei Nachweis in Schlachtproben, aber auch klinisch
Campylobacteriose, Toxoplasmose – je nach Erregernachweis beim Menschen
Meldung an:
Gesundheitsamt (bei menschlicher Erkrankung oder Kontakt)
Veterinäramt (bei tierischem Nachweis oder Verdacht in der Praxis)
Laborbefund beachten: Oft sind Labore zur Meldung verpflichtet, dennoch sollten Praxen mitdenken
Wichtig: Meldepflicht bedeutet nicht automatisch, dass Quarantäne oder Betriebsschließungen folgen – sondern dient vor allem dem Schutz von Mensch und Tier sowie der Infektionskontrolle im öffentlichen Gesundheitswesen.


🩺 Zusammenfassung: Zoonosen in der Tiermedizin – Relevanz, Risiken und Schutz im Praxisalltag

Zoonosen in der Tiermedizin sind ein allgegenwärtiges, oft unterschätztes Risiko, das Tierärztinnen, Tierärzte und das gesamte Praxisteam täglich betrifft. Der Begriff „Zoonosen in der Tiermedizin“ umfasst eine Vielzahl von Krankheiten, die zwischen Tier und Mensch übertragen werden können – viele davon auch dann, wenn das Tier äußerlich völlig gesund erscheint. Daher ist ein fundiertes Verständnis von Zoonosen in der Tiermedizin essenziell für sicheres Arbeiten im tierärztlichen Alltag.

Zoonosen in der Tiermedizin können durch unterschiedliche Erreger wie Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilze ausgelöst werden. Ihre Übertragungswege sind ebenso vielfältig: direkter Kontakt, Atemluft, Körperflüssigkeiten, Stiche, Bisse, Kratzer oder die fäkal-orale Aufnahme zählen zu den häufigsten Wegen. Gerade deshalb ist das Wissen um Zoonosen in der Tiermedizin nicht nur für Tierärztinnen und Tierärzte wichtig, sondern auch für Tiermedizinische Fachangestellte, Reinigungskräfte, Auszubildende und sogar für Tierhalter:innen.

Ein besonderes Augenmerk verdienen Zoonosen in der Tiermedizin dann, wenn es um Risikopersonen geht: Schwangere, Kinder, ältere Menschen und immungeschwächte Personen reagieren häufig empfindlicher auf Infektionen. Die Bedeutung von Zoonosen in der Tiermedizin nimmt deshalb auch im Bereich des Tierschutzes, der Heimtierhaltung und bei Auslandstieren stetig zu. Mit zunehmendem Reiseverkehr und Tierimporten erweitern sich die geografischen Grenzen für Zoonosen in der Tiermedizin kontinuierlich.

Zu den relevantesten Zoonosen in der Tiermedizin zählen etwa Tollwut, Leptospirose, Psittakose, Q-Fieber, Toxoplasmose oder Campylobacteriose. Viele dieser Krankheiten verlaufen beim Menschen schwerwiegend oder chronisch – vor allem, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt werden. Dermatophytosen und Katzenkratzkrankheit sind weitere Beispiele für Zoonosen in der Tiermedizin, die im Alltag zwar häufig vorkommen, aber bei konsequenter Hygiene gut beherrschbar sind.

Entscheidend für den sicheren Umgang mit Zoonosen in der Tiermedizin ist ein systematischer Schutzansatz: persönliche Schutzausrüstung, standardisierte Hygienemaßnahmen, regelmäßige Schulungen sowie eine kritische Anamnese helfen, Übertragungen frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Eine zentrale Rolle spielen hier SOPs (Standard Operating Procedures), die im Umgang mit Zoonosen in der Tiermedizin Sicherheit und Klarheit schaffen.

Auch bei Nadelstich- oder Bissverletzungen gilt: Zoonosen in der Tiermedizin dürfen niemals unterschätzt werden. Selbst kleinste Hautverletzungen können Eintrittspforten für gefährliche Erreger sein. Deshalb gehört zur professionellen Praxisorganisation ein Notfallplan, der den richtigen Umgang mit Zwischenfällen im Kontext von Zoonosen in der Tiermedizin regelt – inklusive Wundversorgung, Dokumentation, Tetanusstatus und ggf. Meldung.

Viele Zoonosen in der Tiermedizin sind zudem meldepflichtig. Je nach Bundesland oder Herkunftsland können unterschiedliche Meldepflichten bestehen – etwa bei Psittakose, Q-Fieber oder Brucellose. Eine transparente Kommunikation mit Gesundheits- und Veterinärämtern ist daher unerlässlich, wenn Zoonosen in der Tiermedizin nachgewiesen oder vermutet werden.

Auch im Rahmen der Ausbildung und Fortbildung ist das Thema Zoonosen in der Tiermedizin ein Muss. Ein gut geschultes Team erkennt frühzeitig Risikotiere, achtet auf Warnzeichen und verhält sich vorausschauend – sowohl im Behandlungsraum als auch bei der Reinigung oder im Umgang mit infektiösem Material. Zoonosen in der Tiermedizin gehören deshalb in jede Schulungsmappe, auf jede Teambesprechungsliste und in jeden Hygieneplan.

Gerade in der heutigen Zeit, in der One Health – also die enge Verbindung zwischen Tier-, Umwelt- und Humanmedizin – immer mehr an Bedeutung gewinnt, stehen Zoonosen in der Tiermedizin sinnbildlich für die Notwendigkeit interdisziplinären Denkens. Denn der Schutz vor Zoonosen in der Tiermedizin schützt nicht nur uns selbst, sondern auch unsere Mitmenschen – und letztlich das gesamte Gesundheitssystem.

Ob als praktizierende Tierärztin, als TFAs oder als Reinigungsfachkraft – wer in der Tiermedizin tätig ist, kommt früher oder später mit Zoonosen in der Tiermedizin in Berührung. Wer vorbereitet ist, schützt sich und andere. Zoonosen in der Tiermedizin sind keine Seltenheit – aber mit Wissen, Struktur und Teamgeist sehr gut kontrollierbar.

Fazit: Schutz durch Wissen und konsequentes Handeln

Zoonosen sind ein alltägliches Risiko in der Tiermedizin – doch sie müssen nicht zur Gefahr für Sie, Ihr Team oder Ihre Klient:innen werden. Wer die Übertragungswege kennt, kann durch einfache, aber effektive Maßnahmen die Risiken massiv senken. Persönliche Schutzausrüstung, Hygiene, Dokumentation und Team-Sensibilisierung bilden die Grundlage für sicheren Praxisalltag.

Denn letztlich gilt: Nur wer sich selbst schützt, kann auch andere schützen

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