Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen: Ein umfassender Leitfaden

Einleitung

Hypoadrenokortizismus, oft als Morbus Addison bekannt, ist eine Erkrankung, die durch eine Unterfunktion der Nebennierenrinde gekennzeichnet ist. Sie führt zu einer mangelhaften Produktion von essentiellen Hormonen. Dieser Artikel gibt eine umfassende Übersicht über die Erkrankung bei Katzen.

Definition und Synonyme

Der Hypoadrenokortizismus oder Morbus Addison beschreibt einen Zustand, bei dem es zu einer unzureichenden Produktion von Mineralokortikoiden und Glukokortikoiden durch die Nebennierenrinde kommt.

Synonyme:

  • Nebennierenrindeninsuffizienz
  • Addison's disease (Englisch)

Epidemiologie

Obwohl der primäre Hypoadrenokortizismus bei Katzen selten ist, liegt das Alter der betroffenen Tiere meist zwischen 1 und 14 Jahren. Es zeigt sich vor allem bei jungen bis mittelalten Katzen. Bislang wurde keine geschlechtsspezifische Neigung festgestellt.

Ätiologie und Pathogenese

Primärer Hypoadrenokortizismus

Meistens wird diese Form durch eine immunvermittelte Zerstörung der Nebennierenrinde verursacht. Andere Ursachen können Traumata oder eine bilaterale Infiltration durch ein Lymphom sein.

Sekundärer Hypoadrenokortizismus

Dieser tritt hauptsächlich auf, wenn Steroidhormone (wie Megastrolacetat oder Methylprednisolon) zu schnell abgesetzt werden. Hierdurch kommt es zu einer verminderten Ausschüttung von ACTH und somit einer verringerten Produktion von Glukokortikoiden.

graph TD A(Primärer Hypoadrenokortizismus) --> B(Immunvermittelte Zerstörung) A --> C(Trauma) A --> D(Lymphom-Infiltration) E(Sekundärer Hypoadrenokortizismus) --> F(Zu schnelles Absetzen von Steroidhormonen)

Klinische Zeichen von Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen

Der Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen, auch als Morbus Addison bekannt, ist eine Unterfunktion der Nebennierenrinde, die bei Katzen auftreten kann. Die klinischen Symptome dieser Krankheit können vielfältig und manchmal unspezifisch sein, was die Diagnose erschwert. Eine eingehende Kenntnis der klinischen Anzeichen ist entscheidend, um eine rechtzeitige Diagnose und entsprechende Behandlung zu ermöglichen.

Allgemeine Schwäche und Lethargie

  • Apathie: Katzen mit Hypoadrenokortizismus können auffallend lustlos und inaktiv sein. Sie zeigen oft weniger Interesse an Spiel, Futter oder sozialer Interaktion.
  • Muskelschwäche: Aufgrund eines Ungleichgewichts von Elektrolyten kann die Muskelkraft beeinträchtigt werden. Dies führt dazu, dass betroffene Katzen weniger aktiv sind oder Schwierigkeiten beim Springen und Klettern haben.

Ernährungs- und Gewichtsprobleme

  • Anorexie: Der Appetitverlust oder völlige Appetitlosigkeit ist ein häufiges Symptom. Betroffene Katzen können plötzlich ihr Futter verweigern.
  • Gewichtsverlust: Durch die verringerte Futteraufnahme oder durch Stoffwechselprobleme kann ein erheblicher Gewichtsverlust auftreten.

Verdauungsprobleme

  • Erbrechen: Einige Katzen können wiederholt erbrechen, was zu Dehydration führen kann.
  • Polyurie und Polydipsie: Erhöhter Durst (Polydipsie) und erhöhte Urinausscheidung (Polyurie) sind bei einigen Katzen mit dieser Erkrankung zu beobachten.

Kardiovaskuläre Symptome

  • Bradykardie: Ein verlangsamter Herzschlag kann auftreten, was dazu führen kann, dass sich die Katze schlapp fühlt oder sogar ohnmächtig wird.
  • Kollaps: In schweren Fällen können Katzen plötzlich zusammenbrechen, besonders bei Stress oder körperlicher Anstrengung.

Weitere Symptome

  • Hypothermie: Eine niedrigere Körpertemperatur als normal kann beobachtet werden, insbesondere bei klinischen Untersuchungen.
  • Dehydration: Aufgrund von Erbrechen oder vermindertem Trinken können Katzen dehydriert erscheinen, mit trockenen Schleimhäuten und eingefallenen Augen.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Symptome auch bei anderen Krankheiten auftreten können. Daher ist eine genaue Diagnose durch einen Tierarzt unerlässlich, um die geeignete Behandlung sicherzustellen. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von Hypoadrenokortizismus kann lebensrettend sein und die Lebensqualität der betroffenen Katzen erheblich verbessern.

Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen
Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen 3

(C) https://twitter.com/drkarenbecker/status/632244152898580480

Diagnostik

Laboruntersuchungen

Typische Befunde sind:

  • Hyponatriämie
  • Hyperkaliämie
  • Erniedrigtes Natrium-Kalium-Verhältnis
  • Azotämie

Der ACTH-Stimulationstest bei Katzen

Der ACTH-Stimulationstest ist eine diagnostische Untersuchung, die verwendet wird, um die Funktion der Nebennieren bei Katzen zu beurteilen. Insbesondere wird er eingesetzt, um den Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) von anderen Erkrankungen zu unterscheiden.

Grundlagen

ACTH (Adrenocorticotropes Hormon) wird von der Hypophyse produziert und stimuliert die Nebennierenrinde zur Produktion und Freisetzung von Kortisol, einem lebenswichtigen Steroidhormon. Bei Katzen mit Hypoadrenokortizismus reagieren die Nebennieren nicht oder nur unzureichend auf die Stimulation durch ACTH.

Durchführung des Tests

  1. Basale Kortisolmessung: Zunächst wird eine Blutprobe entnommen, um den basalen (Ausgangs-)Kortisolspiegel zu bestimmen. Dies gibt einen Überblick über die momentane Kortisolproduktion der Katze.
  2. Verabreichung von ACTH: Nach der ersten Blutentnahme wird dem Tier eine synthetische Form von ACTH, oft als Cosyntropin bekannt, verabreicht. Die Verabreichung kann intravenös oder intramuskulär erfolgen.
  3. Nachfolgende Blutentnahmen: 30 und 60 Minuten nach der ACTH-Verabreichung werden weitere Blutproben entnommen. Diese dienen dazu, die Kortisolantwort der Nebennieren auf die ACTH-Stimulation zu beurteilen.

Interpretation der Ergebnisse

  • Normale Reaktion: Bei gesunden Katzen wird nach der Verabreichung von ACTH ein signifikanter Anstieg des Kortisolspiegels im Blut beobachtet.
  • Unzureichende Reaktion: Bei Katzen mit Hypoadrenokortizismus wird kein signifikanter Anstieg des Kortisolspiegels festgestellt, da ihre Nebennieren nicht oder nur unzureichend auf das ACTH reagieren.

Vorteile und Grenzen

Der ACTH-Stimulationstest gilt als Goldstandard für die Diagnose des Hypoadrenokortizismus. Er ist jedoch nicht spezifisch für diese Krankheit allein. Andere Erkrankungen oder Medikamente können das Testergebnis beeinflussen.

Es ist wichtig, den Test in Zusammenhang mit den klinischen Symptomen des Tieres und anderen diagnostischen Ergebnissen zu interpretieren. Bei unklaren Ergebnissen oder wenn andere Krankheiten vermutet werden, die die Nebennierenfunktion beeinflussen könnten, sind möglicherweise weitere Tests oder Untersuchungen erforderlich.

Differenzialdiagnosen des Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen

Wenn bei einer Katze der Verdacht auf Hypoadrenokortizismus besteht, ist es wichtig, andere Erkrankungen in Betracht zu ziehen, die ähnliche klinische Symptome verursachen können. Diese anderen Erkrankungen werden als Differenzialdiagnosen bezeichnet. Eine genaue Unterscheidung ist entscheidend für die richtige Behandlung und Prognose.

1. Gastrointestinale Erkrankungen

Gastrointestinale Erkrankungen können Symptome wie Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust verursachen, die auch bei Katzen mit Hypoadrenokortizismus beobachtet werden. Beispiele für solche Erkrankungen sind:

  • Entzündliche Darmerkrankung (EDB)
  • Gastritis
  • Darmobstruktion

2. Diabetes mellitus

Diabetes mellitus führt zu erhöhten Blutzuckerwerten und kann Symptome wie erhöhten Durst, erhöhte Urinausscheidung, Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit verursachen.

3. Harnwegsinfektionen

Eine Infektion der unteren Harnwege kann Symptome wie erhöhten Durst, häufiges Urinieren, Blut im Urin und Schmerzen beim Urinieren verursachen.

4. Kardiorespiratorische Erkrankungen

Herz- und Lungenprobleme können zu Atemnot, Husten, verminderter Aktivität und anderen unspezifischen Symptomen führen, die mit Hypoadrenokortizismus verwechselt werden könnten. Beispiele sind:

  • Kardiomyopathie
  • Atemwegserkrankungen wie Asthma

5. Körperhöhlenergüsse

Flüssigkeitsansammlungen in den Körperhöhlen (z.B. Pleuraerguss im Brustkorb oder Aszites im Bauch) können zu unspezifischen Symptomen wie Lethargie, Appetitlosigkeit und Atemnot führen.

Differenzialdiagnosen sind entscheidend, um die genaue Ursache der Symptome bei einer Katze zu bestimmen. Eine gründliche klinische Untersuchung, Labortests und bildgebende Verfahren können helfen, den Hypoadrenokortizismus von anderen Erkrankungen zu unterscheiden. Es ist von größter Bedeutung, die genaue Ursache der Symptome zu ermitteln, um die richtige Behandlung zu gewährleisten und eine optimale Prognose für das Tier zu bieten.

Therapeutische Ansätze beim Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen

Die Therapie des Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen zielt darauf ab, die fehlenden Nebennierenhormone zu ersetzen und die Elektrolytstörungen auszugleichen. Hier sind die detaillierten therapeutischen Ansätze:

1. Notfallbehandlung: Akute Addison-Krise

Wenn eine Katze in eine akute Addison-Krise gerät, ist eine sofortige Notfallbehandlung erforderlich:

  • Aggressive Infusionstherapie: Verabreichung von 0,9%iger NaCl-Lösung (Kochsalzlösung) hilft, die Dehydration und die damit verbundenen Elektrolytungleichgewichte zu korrigieren.
  • Glukokortikoid-Applikation: Nach Durchführung des ACTH-Stimulationstests kann ein Glukokortikoid wie Prednisolon in einer Dosis von 5 bis 8 mg/kgKG intravenös verabreicht werden. Dies ersetzt das fehlende Kortisol und hilft gegen Schockzustände.

2. Langzeittherapie

Mineralokortikoid-Ersatz:

  • Fludrocortison: Dieses Medikament wird oral verabreicht und hilft, die Funktion der Mineralokortikoide zu ersetzen. Die übliche Dosierung liegt zwischen 0,05 und 0,1 mg/Katze BID (zweimal täglich). Es hilft, die Elektrolytbalance aufrechtzuerhalten und das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System zu regulieren.

Glukokortikoid-Ersatz:

  • Prednisolon: Neben seiner Verwendung in der Notfalltherapie kann Prednisolon auch für die Langzeitbehandlung eingesetzt werden. Die Dosis liegt zwischen 0,5 und 2 mg/kgKG/Tag und wird oral verabreicht. Dies ersetzt das fehlende Kortisol, das für viele Körperprozesse notwendig ist.

Alternative Behandlungen:

  • Desoxycorticosteron: Dies ist ein weiterer Mineralokortikoid-Ersatz. Es wird subkutan in einer Dosierung von 2,0 mg/kg alle 20 bis 25 Tage als Depot verabreicht.

Hinweis zur Medikamentendosierung:

Es ist wichtig, die Dosierungsempfehlungen des Herstellers sowie die Anweisungen des Tierarztes genau zu befolgen. Jede Katze ist individuell, und die Dosierung kann je nach Schweregrad der Erkrankung und Reaktion des Tieres auf die Therapie variieren. Regelmäßige Nachuntersuchungen und Bluttests sind erforderlich, um die Therapie anzupassen und die Gesundheit der Katze sicherzustellen.

Der therapeutische Ansatz beim Hypoadrenokortizismus bei Katzen erfordert eine sorgfältige Diagnose, Notfallinterventionen bei akuten Krisen und eine dauerhafte hormonelle Substitutionstherapie. Eine regelmäßige Überwachung durch den Tierarzt ist entscheidend für den langfristigen Erfolg der Behandlung.

Zusammenfassung Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen

Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen ist eine Erkrankung, bei der die Nebennierenrinde nicht genügend lebenswichtige Hormone produziert. Diese Hormone sind für viele Körperfunktionen notwendig, wie z.B. den Elektrolythaushalt und den Stoffwechsel.

Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen. Dazu gehören Lethargie, Gewichtsverlust und allgemeine Schwäche. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Addison-Krise kommen, die lebensbedrohlich ist.

Zur Diagnose des Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen wird oft ein ACTH-Stimulationstest durchgeführt. Dieser Test überprüft, wie gut die Nebennieren auf ein Hormon namens ACTH reagieren, das normalerweise die Hormonproduktion in der Nebenniere stimuliert.

Die Behandlung von Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen besteht hauptsächlich aus Hormonersatztherapie. Katzen mit dieser Erkrankung benötigen lebenslange Medikamente, um die fehlenden Hormone zu ersetzen.

Es gibt viele mögliche Ursachen für Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen, von Autoimmunerkrankungen bis hin zu Verletzungen der Nebennieren. Einige Katzen können auch sekundären Hypoadrenokortizismus entwickeln, wenn sie zu schnell von bestimmten Medikamenten genommen werden.

Es ist wichtig zu wissen, dass Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen eine sehr behandelbare Erkrankung ist. Mit der richtigen Diagnose und Behandlung können die meisten Katzen ein normales, gesundes Leben führen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen eine ernste, aber behandelbare Erkrankung ist. Wenn Sie glauben, dass Ihre Katze betroffen sein könnte, suchen Sie sofort einen Tierarzt auf. Mit der richtigen Pflege kann Ihre Katze trotz Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen ein langes und gesundes Leben führen.

Quellen Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison) bei Katzen

  • Schmidt, V., Horzinek, M.C., Lutz, H., Kohn, B., Forterre, F. (2015). Krankheiten der Katze. Enke-Verlag
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