Anaplasmosen

Umfassender Leitfaden zu Anaplasmosen bei Tieren

Anaplasmosen
Anaplasmosen bei Tieren 4

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Einführung

Anaplasmosen sind parasitäre Infektionskrankheiten, die durch Anaplasma-Arten verursacht und von Zecken übertragen werden. Die betroffenen Wirtstiere sind vor allem Hunde, aber auch Menschen, Schafe, Ziegen, Katzen, Rinder und Pferde können befallen werden. Die Erkrankung verläuft in akuten und chronischen Phasen.

Erreger und Übertragung

Anaplasmosen werden hauptsächlich durch zwei Anaplasma-Arten verursacht:

  • Anaplasma phagocytophilum: Befällt Granulozyten (weiße Blutkörperchen).
  • Anaplasma platys: Befällt Thrombozyten (Blutplättchen).

Anaplasma phagocytophilum und Anaplasma platys gehören zur Ordnung der Rickettsien und sind somit Bakterien. Anaplasma phagocytophilum ist zoonotisch und verursacht beim Menschen die humane granulozytäre Ehrlichiose.

Überträger und Wirte

Anaplasma phagocytophilum wird hauptsächlich von Schildzecken der Gattung Ixodes übertragen, in Europa insbesondere vom Holzbock (Ixodes ricinus). Anaplasma platys hingegen wird durch die braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) übertragen.

Die Übertragung der Anaplasmen erfolgt in der Regel 24 Stunden nach Beginn des Saugaktes der Zecke. Die Inkubationszeit beträgt 5 bis 20 Tage.

Verbreitung

Anaplasma phagocytophilum ist zwischen dem 40. und 65. Breitengrad verbreitet, einschließlich Deutschland, Schweden, Norwegen, England, Holland, Polen, Ungarn, Österreich, Schweiz, Tschechien, Slowenien, Kroatien, Bulgarien, Frankreich, Nordspanien, Norditalien und Nordrumänien.

Anaplasma platys kommt in Nordafrika, Süd- und Zentralportugal, Südspanien, Italien, Griechenland, Gibraltar, Bulgarien, Kroatien und Südrumänien vor.

Diagnose

Die Diagnose von Anaplasmosen erfolgt beim Tierarzt in der akuten Phase durch den direkten Erregernachweis mittels Giemsa-gefärbtem Blutausstrich und/oder PCR aus Blut. In der chronischen Phase kann der indirekte Erregernachweis durch den Nachweis von Antikörpern (Titer) per IFAT oder ELISA erfolgen. Ein negatives PCR-Ergebnis schließt eine Erkrankung jedoch nicht aus.

Diagnose von Anaplasmose bei Hunden

Da die Symptome von Anaplasmose denen anderer Krankheiten ähneln können, wie z.B. Babesiose oder Borreliose, ist es wichtig, eine genaue Diagnose zu stellen. Tierärzte verwenden hierfür Bluttests, um das Vorhandensein von Anaplasma-Bakterien oder Antikörpern gegen diese Bakterien nachzuweisen. Eine Kombination aus klinischen Symptomen, Erregernachweis und Ansprechen auf die Therapie ist für die Diagnose ausschlaggebend.

Symptome

Akute Phase (1-3 Wochen)

  • Fieber
  • Apathie, Lethargie
  • Gastrointestinale Störungen
  • Splenomegalie (vergrößerte Milz)
  • Lymphadenopathie (geschwollene Lymphknoten)
  • Thrombozytopenie (verminderte Thrombozytenzahl)
  • Nasenbluten, Zahnfleischbluten
  • Petechien (kleine Einblutungen in der Haut)
  • Lahmheit
  • Polyarthritis (Entzündung von mehreren Gelenken)

Chronische Phase

  • Panzytopenie (verminderte Anzahl aller Blutzellen)
  • Uveitis (Entzündung der Augen)
  • Lahmheit
  • Polyarthritis
  • Neurologische Störungen

Die Symptome von Anaplasmosen ähneln oft denen der Ehrlichiose.

Anaplasmose beim Hund: Häufige Symptome und Anzeichen

Die Symptome einer Anaplasmose-Infektion können bei Hunden variieren, aber einige der häufigsten Anzeichen sind:

  • Mattigkeit
  • Fieber
  • Schleimhautblutungen (z.B. am Zahnfleisch)
  • Nasenbluten
  • Bewegungsunlust
  • Lahmheit

In seltenen Fällen können auch neurologische Symptome wie Koordinationsprobleme oder Anfälle auftreten.

Laboruntersuchungen

In der akuten Phase von Anaplasmosen zeigen Blutuntersuchungen in der Regel eine Thrombozytopenie (verminderte Thrombozytenzahl), eine Verminderung von Lymphozyten und eine Erhöhung von Monozyten, dem Gesamteiweiß (TP), den γ-Globulinen und dem C-reaktiven Protein (CRP). Im weiteren Verlauf können auch eine Verminderung von Erythrozyten und Hämatokrit sowie eine Erhöhung der Leberenzyme (ALT, AST) auftreten.

Behandlung

Bei akuten Symptomen und entsprechenden Veränderungen im Blutbild kann eine Behandlung durch den Tierarzt mit einem Antibiotikum erfolgen. Für Anaplasma platys ist eine Erregerelimination jedoch häufig nicht möglich, während bei Anaplasma phagocytophilum eine Erregerelimination möglich ist.

In der chronischen Phase wird eine regelmäßige Überwachung mit Blutbild, klinischer Chemie und Eiweißelektrophorese empfohlen. Es ist zu beachten, dass Doxycyclinhyclat zu schweren Schleimhautreizungen führen kann. Die Tabletten sollten daher nie auf nüchternen Magen verabreicht werden, sondern zusammen mit Futter (z.B. in einer Fleischtasche oder einem Hühnerherz) gegeben werden.

Eine systemische Kortisontherapie ist bei vektorbasierten Erkrankungen in der Regel kontraindiziert und darf nur unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Es müssen parallel auch immer eventuelle Co-Infektionen behandelt werden.

Vorbeugung

Zur Vorbeugung von Anaplasmosen können permethrinhaltige und flumethrinhaltige Spot-ons und/oder Halsbänder eingesetzt werden. Eine Verhaltensprophylaxe besteht darin, Zeckengebiete zu vermeiden. Vor Reiseantritt sollte man sich in diesem Fall von einem Tierarzt beraten lassen.

Zusätzlich zu den Anti-Zeckenmitteln können natürliche Ergänzungen wie Zistrose-Tabletten verwendet werden, um das Risiko von Zeckenbefall weiter zu reduzieren. Es ist auch wichtig, Ihren Hund regelmäßig auf Zecken abzusuchen, besonders nach Spaziergängen in der Natur. Wenn Sie eine Zecke entdecken, entfernen Sie diese so schnell wie möglich mit einer Zeckenzange, um die Kontaktzeit mit dem Blutsauger zu minimieren.

Umgebung und Risikofaktoren für Anaplasmosen

Da Zecken in bestimmten Umgebungen häufiger vorkommen, z.B. in hohen Gräsern, Büschen und Wäldern, sollten Sie solche Gebiete meiden oder Ihren Hund nach dem Aufenthalt in solchen Umgebungen gründlich absuchen. Das Risiko von Anaplasmosen ist während der typischen Zeckensaison von Frühling bis Herbst am höchsten, daher ist in dieser Zeit besondere Vorsicht geboten.

Falsches Entfernen von Zecken: Risiken und mögliche Folgen

Das Entfernen von Zecken ist ein wichtiger Schritt, um das Risiko einer Infektion mit Anaplasma phagocytophilum (Anaplasmosen) oder anderen durch Zecken übertragenen Krankheitserregern zu verringern. Wenn Zecken jedoch falsch entfernt werden, kann dies zu einer erhöhten Infektionsgefahr und anderen Komplikationen führen. Im Folgenden sind einige der Risiken und möglichen Folgen des falschen Entfernens von Zecken aufgeführt:

  1. Übertragung von Krankheitserregern: Wenn eine Zecke unsachgemäß entfernt wird, kann sie in Stress geraten und ihren Speichel in die Wunde abgeben, wodurch das Risiko einer Infektion mit Anaplasma phagocytophilum (Anaplasmosen) oder anderen Krankheitserregern erhöht wird.
  2. Rückstände von Zeckenteilen: Beim falschen Entfernen einer Zecke können Teile des Mundwerkzeugs oder des Kopfes in der Haut des Hundes stecken bleiben. Dies kann zu Entzündungen, Infektionen oder allergischen Reaktionen führen.
  3. Quetschen des Zeckenkörpers: Wenn die Zecke während des Entfernungsprozesses gequetscht wird, kann ihr Mageninhalt in die Wunde gelangen, was ebenfalls das Infektionsrisiko erhöht.

Um diese Risiken zu minimieren, sollten folgende Schritte beachtet werden, um Zecken korrekt und sicher zu entfernen:

  1. Verwenden einer Zeckenzange oder Pinzette: Benutzen Sie eine spezielle Zeckenzange oder eine feine Pinzette, um die Zecke so nah wie möglich an der Haut des Hundes zu greifen. Vermeiden Sie es, die Zecke mit bloßen Fingern oder unspezifischen Werkzeugen zu entfernen.
  2. Langsames und kontinuierliches Ziehen: Ziehen Sie die Zecke langsam und gleichmäßig gerade heraus, ohne sie zu drehen oder zu quetschen. Durch das langsame Ziehen wird der Zecke signalisiert, dass sie loslassen soll, wodurch das Risiko einer Speichelübertragung oder des Steckenbleibens von Zeckenteilen minimiert wird.
  3. Desinfektion der Bissstelle: Nachdem die Zecke entfernt wurde, desinfizieren Sie die Bissstelle und die Hände gründlich mit einem geeigneten Desinfektionsmittel, um das Risiko einer Infektion zu verringern.
  4. Überwachung des Hundes: Beobachten Sie Ihren Hund in den nächsten Tagen und Wochen auf mögliche Anzeichen einer Infektion, wie Fieber, Lethargie oder Gelenkschmerzen. Suchen Sie bei Verdacht auf eine Infektion umgehend tierärztlichen Rat.

FAQs zur Anaplasmosen

Was ist Anaplasmose?

Anaplasmose ist eine parasitäre Infektionserkrankung, die durch Anaplasma-Arten hervorgerufen und von Zecken übertragen wird.

Wie wird Anaplasmose übertragen?

Anaplasmose wird von Zecken übertragen, die Anaplasma-erreger in sich tragen. Die Übertragung erfolgt ab 24 Stunden nach Beginn des Saugaktes.

Welche Symptome treten bei Anaplasmose auf?

Die Symptome von Anaplasmose können in akuten und chronischen Phasen auftreten. Typische Symptome in der akuten Phase sind Fieber, Apathie, gastrointestinale Störungen, Splenomegalie, Lymphadenopathie, Thrombozytopenie, Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Petechien, Lahmheit und Polyarthritis. In der chronischen Phase können eine Panzytopenie, Uveitis, Lahmheit, Polyarthritis und neurologische Störungen auftreten.

Wie wird Anaplasmose diagnostiziert?

Die Diagnostik erfolgt durch einen direkten Erregernachweis mittels Giemsa-gefärbtem Blutausstrich oder PCR aus Blut in der akuten Phase oder durch einen indirekten Erregernachweis mittels Nachweis von Antikörpern (Titer) per IFAT oder ELISA in der chronischen Phase.

Wie wird Anaplasmose behandelt?

Bei akuten Symptomen mit entsprechenden Veränderungen im Blutbild wird mit einem Antibiotikum behandelt. Eine Elimination des Erregers wird bei Anaplasma platys häufig nicht erreicht, bei Anaplasma phagocytophilum ist jedoch eine Erregerelimination möglich. In der chronischen Phase wird ein Monitoring mit Blutbild, klinischer Chemie und Eiweißelektrophorese alle 6-12 Monate empfohlen.

Wie kann man Anaplasmose vorbeugen?

Zum Schutz vor Anaplasmose empfiehlt sich die Verwendung von permethrinhaltigen und flumethrinhaltigen Spot-ons und/oder Halsbändern. Auch eine Verhaltensprophylaxe durch Vermeidung von Zeckengebieten ist sinnvoll.

Folgeschäden durch Anaplasmosen

Obwohl Anaplasmose bei Tieren in der Regel gut behandelbar ist, können in einigen Fällen Folgeschäden auftreten, insbesondere wenn die Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Die möglichen Folgeschäden sind abhängig von der Schwere der Infektion und den betroffenen Organen. Einige der möglichen Folgeschäden sind:

  1. Gelenkentzündungen und Lahmheit: Die Entzündungsreaktionen, die durch das Bakterium Anaplasma phagocytophilum ausgelöst werden, können zu Gelenkentzündungen und Lahmheit führen. In einigen Fällen kann dies zu bleibenden Gelenkschäden und chronischen Schmerzen führen.
  2. Organschäden: Wenn die Anaplasmen innerhalb der Organe Entzündungen verursachen, können Organschäden entstehen. Die am häufigsten betroffenen Organe sind Leber, Niere und Lunge. Unbehandelte Organschäden können zu eingeschränkter Organfunktion und im schlimmsten Fall zum Organversagen führen.
  3. Blutarmut: Eine Verminderung der Blutplättchen (Thrombozyten) kann zu Blutungen und Blutarmut (Anämie) führen. In schweren Fällen kann dies lebensbedrohlich sein und eine Bluttransfusion erforderlich machen.
  4. Neurologische Symptome: In seltenen Fällen können Anaplasmen auch das Nervensystem betreffen, was zu neurologischen Symptomen wie Koordinationsstörungen, Anfällen oder Lähmungen führen kann.

Um das Risiko von Folgeschäden zu minimieren, ist es wichtig, Anaplasmosen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Wenn Sie Symptome bei Ihrem Tier bemerken, die auf Anaplasmose hindeuten könnten, suchen Sie umgehend einen Tierarzt auf. Eine frühzeitige und angemessene Behandlung kann dazu beitragen, die Wahrscheinlichkeit von Folgeschäden zu reduzieren und die Lebensqualität Ihres Tieres zu erhalten.

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Anaplasmosen sind eine durch Zecken übertragene Krankheit, die Hunden oder Katzen ernsthafte gesundheitliche Probleme bereiten kann. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend für die Genesung des Tieres. Um Ihren Hund oder Katze vor Anaplasmose und anderen durch Zecken übertragenen Krankheiten zu schützen, ist es wichtig, eine regelmäßige Zeckenprophylaxe durchzuführen und Ihr Tier nach Zecken abzusuchen. Durch das Ergreifen dieser Schutzmaßnahmen können Sie dazu beitragen, dass Ihr vierbeiniger Freund gesund und glücklich bleibt.

Aktuelle Forschung zu Anaplasmosen bei Hunden

Die Forschung zu Anaplasmosen bei Hunden / Katzen ist ein fortlaufender Prozess, um das Verständnis der Erkrankung zu vertiefen, effektivere Diagnose- und Behandlungsmethoden zu entwickeln und die Prävention von Zeckenübertragungen zu verbessern. Einige aktuelle Forschungsbereiche sind:

  1. Epidemiologie und Verbreitung: Die Forscher untersuchen weiterhin das Vorkommen und die geografische Verbreitung von Anaplasma phagocytophilum in verschiedenen Regionen und bei verschiedenen Tierarten. Diese Studien helfen dabei, Risikogebiete und -zeiten zu identifizieren, um gezielte Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.
  2. Resistenz gegen Zeckenmittel: Da Zeckenmittel eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Anaplasmose spielen, wird auch die Entwicklung von Resistenzen gegen diese Mittel untersucht. Die Ergebnisse dieser Studien können dazu beitragen, effektivere Zeckenmittel oder alternative Ansätze zur Zeckenbekämpfung zu entwickeln.
  3. Verbesserte Diagnosemethoden: Die Forschung zielt darauf ab, präzisere und schnellere Diagnosemethoden für Anaplasmose zu entwickeln. Dies kann dazu beitragen, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen und die Behandlung schneller einzuleiten, um mögliche Folgeschäden zu minimieren.
  4. Neue Therapieansätze: Die Entwicklung neuer Therapieansätze, einschließlich alternativer Antibiotika oder Immuntherapien, kann dazu beitragen, die Behandlung von Anaplasmose zu verbessern und mögliche Resistenzen gegenüber bestehenden Behandlungen zu überwinden.
  5. Immunologie und Pathogenese: Ein besseres Verständnis der Immunreaktionen bei Anaplasmose und der Mechanismen, wie Anaplasma phagocytophilum Zellen infiziert und Entzündungen auslöst, kann dazu beitragen, neue Therapieziele oder Präventionsstrategien zu identifizieren.

Die Ergebnisse aus diesen Forschungsbereichen können dazu beitragen, das Risiko von Anaplasmosen bei Hunden / Katzen zu reduzieren, die Diagnose und Behandlung der Erkrankung zu optimieren und die Lebensqualität betroffener Hunde zu verbessern.

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